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standbildSo locker wie der Papst

„Wetten, dass …?“ aus Paris

(Sa., 20.15 Uhr, ZDF)

Doch, doch, er war sogar ganz kurz im Bild zu sehen, als einer von 3.000 Zuschauern in der Stunt-Arena von Euro-Disney. Ohne diesen eindeutigen Beweis wären wir jede Wette eingegangen, dass Markus Schächter sein „Wetten, dass …?“ gar nicht geguckt hat.

Dies nämlich ließ eine ZDF-Pressemitteilung vermuten, in der sich der Intendant nach der Sendung über einen „besonders gut aufgelegten Thomas Gottschalk“ freute, „der einmal mehr bestätigte, dass ihm ein Open-Air viel Spaß bereitet und eine besondere Herausforderung bedeutet“.

Und wie sah die Wirklichkeit aus? Eine völlig verzichtbare Auto-Stunt-Show und der Einmarsch einer Zirkus-Truppe ließen die Show schier gar nicht erst beginnen. Und weil Bully zu Gast war, gab es einen Ausschnitt aus seinem Film, der am Donnerstag in die Kinos kommt: „Der Schuh des Manitu“. Der alte Schlappen, der im vergangenen Jahr die Kassen klingeln ließ, wurde aufgemotzt und verlängert – das Déjà-vu-Prinzip, nach dem auch „Wetten, dass …?“ funktioniert.

Das weitere Geschehen verlor sich auf der viel zu großen Bühne und hätte sich, statt in Paris, auch im Europa-Park Rust, im Filmpark Babelsberg oder auf der Feilichtbühne Oberammergau abspielen können. Die Couch hatte das ZDF in Deutschland zurückgelassen, stattdessen setzte es die Promis an kleine runde Tischchen (Bistro-Atmopshäre!), wo Thomas Gottschalk sie über weite Strecken ihrem Schicksal überließ. Laetitia Casta konnte sich dort ungestört über die seltsame Sendung wundern – und über Gottschalks banale Fragen, die sie zuvor so verstört hatten, dass Alain Delon zeitweise an ihrer statt antwortete. Und weil das ZDF ja erst seit gestern Fernsehen macht, waren im Hintergrund hin und wieder Kulissen schiebende Helfer zu sehen.

Das nächste „Wetten, dass …?“ an frischer Luft kündigte Markus Schächter für 2004 an. Dann aus Rom. Das passt. Denn wenn das so weitergeht, wird die Show bis dahin so in sich selbst erstarrt sein wie die katholische Kirche und Thomas Gottschalk so locker wie der Papst. Mal schauen, wer länger durchhält.

ALEXANDER KÜHN

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