stahltarife : Der Gewerkschaftsbonus
Die Verhandlungsposition der Gewerkschafter für die kommende Tarifrunde in der Stahlwirtschaft ist unsolidarisch. Da die Stahlkonzerne momentan wegen des Rohstoffbooms gute Zahlen präsentieren, wollen die IG Metaller lieber mehr Geld statt Beschäftigung.
KOMMENTAR VONELMAR KOK
Das Argument, sich einen finanziell guten Abschluss nicht durch die Aufnahme von Beschäftigungsgarantien kaputt machen zu lassen, ist zynisch. Es zielt darauf ab, dass die wirtschaftliche Lage der stahlproduzierenden Konzerne aufgrund der hohen Nachfrage auf dem Weltmarkt gut bleiben werde. Das hätte zur Folge, dass die Betriebe auch selber ein Interesse daran hätten, die gut ausgebildeten Stahlfacharbeiter zu übernehmen. Insofern nimmt die Gewerkschaft lieber das schnelle Geld, das in den Verhandlungen momentan lockt, als dass Garantien für die jungen Stahlarbeiter ausgehandelt werden.
Damit verschließt sich die Gewerkschaft auch der Diskussion über Arbeit als gesellschaftlichen, kulturellen Faktor. Wenn nur die Zahlen auf dem Gehaltszettel interessieren, wird es die Arbeiterorganisation schwer haben, neue Mitglieder zu gewinnen. Gerade junge Arbeitnehmer, die beständig zu hören bekommen, es werde für ihre Generation normal sein, in einem Arbeitsleben mehrere Jobs zu verrichten, könnten zukünftig auf eine Organisation pfeifen, denen ihre Karteileichen am wichtigsten sind.