stadionverbote : Vorreiter St. Pauli
Einst war der FC St. Pauli Vorreiter bei einer erheblichen Verschärfung des Strafen-Kataloges für Fußballfans: Als erster deutscher Profiklub nahm der Verein Anfang der 90er Tatbestände wie rassistische und sexistische Beleidigungen in seine Stadionordnung auf. Seitdem können sie zu Stadionverboten führen. Viele Bundesligisten sind inzwischen St. Paulis Beispiel gefolgt.
KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE
Dass der Klub nun in scheinbar entgegengesetzter Richtung aktiv wird, ist wiederum wegweisend und belegt einmal mehr, dass Fanbelange am Millerntor ernster genommen werden als anderswo. Die Vereine machen es sich zu einfach, wenn sie alles Unliebsame schlicht ausgrenzen. Und sie haben mit einem abgestuften Instrumentarium, dessen äußerstes Mittel das – befristete – Stadionverbot ist, durchaus eine pädagogische Handhabe, um die andere gesellschaftliche Akteure sie beneiden würden.
Die Idee, Stadion-Übeltäter nach Möglichkeit im Milieu zu halten und mit der Aussicht auf baldige Rückkehr zu läutern, ist bestechend. Resozialisierung von Fußballrowdys durch den Fußball sozusagen. Das ist das Gegenstück zur Hochsicherheitspolitik britischer Prägung, die per digitaler Chipkarte nur noch ausgewiesene brave Bürger ins Stadion lässt und sich einen Dreck drum schert, was vor den Toren passiert.