sport und jugendgewalt : Ein gefährliches Spiel
Ruhe geht vor: Immer mehr Bolzplätze in Berlin werden aus Rücksicht auf lärmempfindliche Anwohner zeitweilig oder sogar ganz geschlossen, kritisiert der Landessportbund. Die Jugendlichen? Können gucken, wo sie bleiben. Das ist eine bedenkliche Entwicklung. Lautstärke hin oder her: Vor dem Hintergrund der Debatte über Jugendgewalt erscheint es geradezu absurd, die jungen Leute wegzuschicken und sich selbst zu überlassen.
KOMMENTAR von ANTJE LANG-LENDORFF
Jeder, der mal ein bisschen Sport getrieben hat, weiß: Man kann sich dabei wunderbar austoben und Aggressionen abbauen. Wer nach 90 Minuten Fußball müde das Feld verlässt, haut am Abend auf der Straße sicher niemanden mehr um, sondern legt lieber die Füße hoch.
Sport ist auch ein gutes Mittel der Integration: Nur in wenigen gesellschaftlichen Bereichen sind Kontakte zwischen den verschiedenen Gruppen so leicht möglich wie hier. Die Spiele werden überall nach gleichen Regeln ausgeübt. Es kann also jeder mitmachen – egal welcher Herkunft. Der Profi-Fußball macht es vor: Deutsche und Migranten aus aller Welt kicken einträchtig zusammen und werden – wenn sie es halbwegs gut machen – von ihren Fans gefeiert. Man zähle nur mal die Spieler von Hertha BSC auf: Malik Fathi, Marko Pantelic, Arne Friedrich, Solomon Okoronkwo …
Wer über Jugendgewalt und Prävention spricht, kommt um das Thema Integration nicht herum. Ein Großteil der jungen Intensivtäter sind schließlich Migranten. Will man diese Jugendlichen erreichen, muss man Sportangebote schaffen, statt sie wegzukürzen. Wenn die Bezirke die Bolzplätze schließen, sorgen sie vielleicht für die Ruhe der direkten Nachbarn. Doch sie spielen ein gefährliches Spiel: Auf die kurze Ruhe könnte eine große Unruhe folgen.