specht der woche: Die Psychiatrie hat Probleme
Christian Specht, Jahrgang 1969, ist politisch engagiert und setzt sich für mehr Mitwirkungsmöglichkeiten von Menschen mit Beeinträchtigung in den Medien ein. Seit 2017 ist er der erste Mensch mit Beeinträchtigung im Vorstand der Lebenshilfe. Er hat ein Büro in der taz und zeichnet (un)regelmäßig den „Specht der Woche“
Ich habe heute ein Zimmer in einer Psychiatrie gemalt. Da kommen Leute rein, die Probleme haben. Wenn sie da drin sind, sind sie eingeschlossen. Sie kommen nur unter Aufsicht raus.Die Fenster in der Psychiatrie gehen nicht auf. Oft sind Gitter vor den Fenstern. Nur durch einen kleinen Spalt kommt Luft rein.
Wenn man Pech hat, ist kein Zimmer frei. Dann muss man auf dem Flur schlafen. Das ist total blöd. Da laufen dann immer Leute vorbei. Der Flur riecht nach Urin. Und nach DDR-Krankenhäusern.
Es gibt zu wenig Personal in der Psychiatrie. Deshalb sind die Mitarbeiter manchmal überfordert und unfreundlich.
Manche Menschen werden in der Psychiatrie ans Bett gefesselt. Das ist schrecklich. Den Menschen muss mehr geholfen werden. Es braucht mehr Therapieangebote. Nicht nur in der Psychiatrie, sondern auch draußen.
Die Strukturen in der Psychiatrie müssen sich ändern. Es braucht regelmäßige unabhängige Kontrollen der Zustände in der Psychiatrie. Und wenn es Leuten besser geht, müssen sie entlassen werden.
Es ist wichtig, dass sich mehr Leute mit der Psychiatrie auseinandersetzen. Vielleicht würde sich etwas ändern, wenn mehr Leute eine Psychiatrie besichtigen würden. Protokoll: an
Unter taz.de/specht können Sie die Spechts der vergangenen Monate nachlesen, sich an den Bildern des Kolumnisten erfreuen und sich auch den neuen Specht-Podcast anhören
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