specht der woche: Besetzung ankündigen? Bescheuert!
Christian Specht, 48, ist politisch engagiert und unter anderem Mitglied im Behindertenbeirat in Berlin-Friedrichshain-Kreuzberg sowie im Berliner Rat der Lebenshilfe. Er hat ein Büro in der taz und zeichnet für die Zeitung regelmäßig den „Specht der Woche“.
Letzte Woche war ich auf einem Kiezfest in Berlin und habe mich dort sehr gewundert über eine Gruppe junger Leute. Die haben Flyer und Aufkleber verteilt und dazu aufgerufen, ein Haus in der Nähe zu besetzen. Sie haben also versucht, Werbung für die Aktion zu machen und andere Leute dazu zu bringen, mitzumachen.
An sich habe ich nichts gegen das Häuserbesetzen. In meiner Nachbarschaft gibt es viele Häuser, die mal besetzt waren. Aber ist es nicht eine völlig bescheuerte Idee, das öffentlich anzukündigen? Dann bekommt die Polizei das doch mit und es gibt einen Riesenaufstand.
Diese Woche habe ich deswegen ein besetztes Haus gezeichnet und davor einen Wasserwerfer der Polizei. Mit der Nummer 12, weil der Wagen aus Frohnau kommt. Der Wasserwerfer bedeutet, dass es brutale Auseinandersetzungen gegeben haben muss. Und der Auslöser wäre eben, dass die Leute ihr Vorhaben angekündigt haben und die Polizei deswegen schon vor Ort war.
Häuser besetzen – von mir aus. Aber das vorher anzukündigen führt doch nur dazu, dass es auf jeden Fall Auseinandersetzungen gibt, in die vielleicht auch Unbeteiligte reingezogen werden. Das finde ich nicht okay.
Protokoll: Leonie Gubela
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen