so war‘s (zwei): Merlin singt Chanson : Sehr viel Meer im Theaterschiff
Der Chansonabend an sich gilt als französisches Genre, das mit viel Rotwein und Edith-Piaf-Geträller zelebriert wird. Doch spätestens Tim Fischer und Georgette Dee haben Chansonabende von derartigen Klischées zumindest teilweise befreit: Mittlerweile tendiert das Genre zuTravestie und Theater.
Ganz so weit ging das Duo Sascha Merlin und Kersten Kenan zwar nicht. Die beiden kamen auch ohne Schminke und Kunstwimpern aus. Doch ein bisschen Theater und anzügliche Bemerkungen konnten auch sie vor den rund 80 Zuschauern auf dem Theaterschiff Bremen nicht unterlassen.
Unter dem Titel „Ja das Meer ist blau so blau“ nahmen die beiden Jungspunde im Matrosenanzug ihr Publikum mit auf eine kleine Seereise. Merlin, Mitte 30, überraschte mit seiner kraftvollen Singstimme sowie langem Atem. Dies ermöglichte ihm ein breites Repertoir zu singen, angefangen bei Klassikern wie „La mer“ von Charles Trenet oder „Ci vorrebbe il mare“ von Milva bis zur „Seeräuber-Jenny“ aus der Dreigroschen-Oper oder dem „Titanic“-Titelsong. Begleitet wurde der barfüßige Interpret im Ringelshirt von dem Pianisten Kenan, Ende 20, der gefühlvoll in die Tasten griff – mal stürmisch, dann wieder leise plätschernd. Melancholisch, manchmal mit Witz, immer mit Charme und stets voller Inbrunst und Leidenschaft konnten die beiden Matrosen schnell das Publikum mit ihrer Ode ans Meer begeistern und ernteten am Ende viel Beifall. Vielleicht wäre es statt Beifall aber auch passend zum Themenabend gewesen, eine kleine „La ola-Welle“ zu vollführen. Anja Damm