so war’s: Steve Wynn gibt im Sendesaal laut : Bis die Membranen platzen
Mal dezent, mal schräg: Steve Wynn war der Opener der Februar-Konzertreihe im Sendesaal. Der ist für seine exzellente Akustik berühmt. Allerdings fragte sich Montagnacht wohl so mancher, ob im Falle des partiell exzessiv psychedelischen Geschrammeles vonWynn plus Gitarrenpartner Jason Victor die stets gelobte Qualität nicht einen Tick zu „high“ war. Meine Güte, die Membran in der Lautsprecherbox drohte schier zu bersten, wie auch die Membran im Ohr. Und das in einem Saal, der leider nur das Ambiente einer Schulaula aufweist. Aus Mangel an Bremer Musikclubs sei hier mal festgestellt: Wie löblich erscheint plötzlich ein minderwertiger CD-Player in ’ner verkifften Stube, in der man auch mal hopsen und wackeln darf. Wenn es denn die Nachbarn erlauben…
Der ehemalige „Dream Syndicate“ und „Gutterball“-Leader Wynn trifft nach wie vor konsequent den falschen Ton (diesmal also im Duett), was ja auch seinen Charme ausmacht. Hinter dem – auf den ersten Lausch spröden – Songwriting verbergen sich wunderbare Melodien zwischen Dylanschem Minimalismus, Neil-Youngscher Knarzigkeit und der Schrägheit alter Lemonheads-Platten. Wobei der Vergleich mit letzteren hinkt: Immerhin hat Wynn den Schrägrock der 80er-Jahre entscheidend mitgeprägt und bei der zweiten Generation seine Spuren hinterlassen. Jedenfalls, „Mr. Charming Wynn“ versinkt nicht in langweiligem Singer-/Songwriter-Geplänkel. Und wenn’s doch mal schmalzig wird, schwingt da immer noch ein süffisantes Grinsen mit. Das geht ans Frauenherz! Hach ja. Manierliche weibliche Seufzer im Saale. Daniela Barth