sind sie reformbereit? : „Die Politikerkaspern nur rum“
Der Berliner Politikbetrieb macht Urlaub. Die Reformdebatte führen jetzt die, die es wirklich betrifft – wir alle. Deshalb geht die taz auf die Straße und fragt: Sind Sie reformbereit?
Stefan Heine, 34, Finanzplaner
„Naja, ich finde, man muss da unterscheiden. Ich bin schon reformbereit. Ich glaube aber nicht, dass es wirklich grundlegende Reformen geben wird. Ich zweifle an dem Willen der Politiker, das überhaupt umzusetzen. Ich denke, dass die nur rumkaspern und dann irgendwie einen Kompromiss finden, um keinem richtig weh zu tun. Aber letzten Endes wird es nicht zu dem Ergebnis kommen, das eigentlich erforderlich wäre.
Ich lese schon Zeitungen und informiere mich. Aber das mit den Reformen ödet mich an. Wenn ich das ganze Geschwafel von der IG Metall höre, da kann man nur abschalten. Ich habe einfach nicht den Glauben, dass die Politiker, sowohl die einen als auch die anderen, primär das Gemeinwohl im Interesse haben. Die denken in erster Linie daran, ihre Lobby warmzuhalten und wiedergewählt zu werden. Das sind meine Erfahrungen mit der Politik. Es gibt einfach eine Vielzahl von Baustellen, wo man sagt, ja, ja, kennen wir, schon klar.
Bei der Krankenversicherung bin ich der Meinung, dass man eine Grundversorgung für alle anbieten sollte, die einigermaßen vernünftig ist und auch dem Stand der Wissenschaft entspricht. Wer eine bessere Absicherung möchte, kann das gerne privat tun.
Ich lebe zum Glück nicht so am Existenzminimum, dass ich mir, wenn die nächste Stufe der Steuerreform vielleicht im nächsten Jahr vorgezogen wird, endlich was zu essen kaufen kann. Ich bin bei einer Versicherung beschäftigt und erstelle dort Gutachten zur Finanzplanung von Privatpersonen. Ich könnte schon den einen oder anderen Euro mehr bezahlen. Aber ich lege Wert darauf, dass es nachvollziehbar bleibt oder wird.“ AUFGEZEICHNET VONBARBARA BOLLWAHN