sieben sachen:
Die Hölle hinter der Fassade
In seinem Einakter von 1898 verhandelt der französische Autor Georges Courteline die Abgründe der Bourgeoisie, die ihren Salon zum Spielfeld ihres Fetischs erklärt. Verknallt in Gewalt – wie Leone oder Tarantino – entdeckt das inklusive RambaZamba Ensemble in Courtelines Komödie das sinnliche Potential der Zerstörung mit viel Wortwitz und Slapstick.
Reizende Leute, diese Boulingrins (es brennt): RambaZamba Theater, Schönhauser Allee 36-39, 15. 2., 19.30 Uhr & 16. 2., 18 Uhr, Tickets 6–27 Euro
Poesie als Instrument
Das Labor Neunzehn hat Aida Shirazi zu Gast. Die Komponistin strukturiert ihre Werke anhand von Klangfarben. Inspiriert von iranischer und britischer Literatur verbindet sie Worte mit akustischen und elektronischen Klängen. Begleitend reflektiert der Kurzfilm „DVA“ von Alexandra Karelina den bisweilen absurden Alltag in Russland.
KM28, Karl-Marx-Str. 28, 15. 2., 20 Uhr
Im Transitbereich der Künste
Die „Li-Be für die Stadt“-Tour des Literaturhaus Berlin macht Halt im Hamburger Bahnhof. Unter dem Titel „Crossroads#“ sammeln Kreative Impulse, um neue gesellschaftliche Ziele zu setzen. Zum Auftakt treffen sich die Schriftstellerin Helene Hegemann („Axolotl Roadkill“) und der Maler Daniel Richter zum Gespräch über Bilder und Bücher – und das Verhältnis von Wirklichkeit und Kunst. Im Laufe des Jahres begegnen sich bei „Crossroads#“ u.a., Lena Gorelik, Cemile Sahin und Tonio Schachinger.
Hamburger Bahnhof, Invalidenstr. 50, 20. 2., 18 Uhr, Eintritt frei
Über das Verschwinden
Das Cover des dritten Albums der Sängerin Albertine Sarges „Girl Missing“ ziert eine Wandmalerei aus einer Marienkirche in Rom. Ein stilles Augenpaar starrt gespenstisch aus einem jenseitigen Nichts. Die Arbeit am Album begann mit einem Verschwinden: Eine enge Freundin brach kommentarlos den Kontakt ab. Sarges, die schon mit Kat Frankie und Christiane Rösinger zusammengearbeitet hat, zog sich zurück und setzte ein Album zu einem Bild monumentaler Sehnsucht zusammen, in dem Eindrücke von Indie Rock, Blues, Artpop und den Sounds der 70er-Jahre anklingen. Es erscheint im Februar beim Londoner Label Moshi Moshi.
Albertine Sarges: Kantine am Berghain, 14. 2., 20 Uhr, 20 Euro
Kreuze statt Grenzen
Unter der Überschrift „Wähl Liebe“ beteiligt sich Berlin zur Bundestagswahl an der bundesweiten CSD-Kampagne und ruft alle Berliner*innen auf, gemeinsam mit bei einem Winter-CSD für die Rechte der queeren Community und die Verteidigung der liberalen Demokratie zu demonstrieren. Treffpunkt ist um „5 vor 12“ am Bundestag.
Winter-CSD Berlin: 15. 2., 11.55 Uhr, Bundestag
Raum für Neuerfindungen
Aufbauend auf den Erfolgen ihrer partizipativen Arbeiten „Worktable“ und „In Many Hands“ hat die neuseeländische Choreografin Kate McIntosh nun eine weitere immersive und interaktive Umgebung kreiert, die als Science-Fiction-Fantasie eine spektakuläre Kulisse schafft. Dieses Setting lädt ein altersgemischtes Publikum ab 10 Jahre dazu ein, sich auf eine Entdeckungsreise durch den Bühnenraum zu begeben.
Lake Life: Radialsystem, 15. & 16. 2., 16/12 Euro
Weil sie alle nerven
Königin Aliah – verkörpert von der Berliner Rapperin addeN – regiert im Jahr 2666 über den islamischen Staat Europa. Ihre Lust befriedigt sie jede Nacht mit einem frischen weißen Mann, den sie am Morgen tötet, weil sie alle nerven. Eines Tages meldet sich Georg Friedrich freiwillig, die Nacht mit der Königin zu verbringen, um seine „Rasse“ zu retten. Wie einst Scheherazade erzählt er eine Geschichte über eine Weiße Witwe. Aliah findet sich selbst in ihr wieder und tanzt sich lustvoll mordend durch die Erzählung. Wird Georg Friedrich die Nacht überleben? Das Erotikabenteuer der in Irak geborenen Filmemacherin Kurdwin Ayub, deren zweiter Spielfilm „MOND“, mit Florentina Holzinger in der Hauptrolle, beim Filmfestival Locarno 2024 den großen Preis der Jury gewann, feiert an der Volksbühne Premiere.
Weiße Witwe: Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, ab 14. 2., 19.30 Uhr, 16–44 Euro
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