sieben sachen:
Die große Verführung
„Teorema“, 1968 sowohl als Film wie in Romanform veröffentlicht, gehört zu den bekanntesten und radikalsten Werken Pier Paolo Pasolinis. Am Beispiel einer italienischen Industriellenfamilie diagnostiziert Pasolini den Zerfall der bürgerlichen Gesellschaft. Der italienische Komponist Giorgio Battistelli vertonte den Stoff 1992 erstmals als Kammerspiel. 30 Jahre später hat er ihn nun zu einer abendfüllenden Oper weiterentwickelt.
Il Teorema di Pasolini: Deutschen Oper, Uraufführung am 9. 6., 19.30 Uhr, 26–136 Euro
Die Zerrissenheit der Welt
Giacomo Puccinis 1899 vollendete Oper „Tosca“ erzählt von der Kraft der Liebe und der Revolution in Rom 1800. Das Tanzstück „reading tosca“ von cie. toula limnaios ist eine Choreografie als Neukomposition in Bewegung und Klang und reflektiert die Oper als Ort der Inszenierung von Affekten.
Reading Tosca: Halle Tanzbühne, Eberswalder Str. 10, 14., 17. & 21. 6., 20.30 Uhr, 11–20 Euro
Im Spirit der Factory
Andy Warhols Factory-Partys mit Musik und schrägen Gästen waren legendär. Soweit bekannt, hat der lichtscheue Warhol sie nie nach draußen verlegt – dies holt die zweite Auflage einer Gartenparty nach. Eingeladen sind die Bands matching disaster, die Schwimmen und Neoangin. In einem Zirkuszelt ist außerdem die Art Frieda Basel zu Gast, und eine Tombola und ein DJ-Set entlassen nur glückliche Gewinner*innen in die Nacht.
Andy Warhols Garden Party 2: Open Air in der Friedrichstr. 18, 11. 6., ab 14.30 Uhr, Eintritt frei, Solibeiträge erwünscht
Hörstation für den Protest
In der dreistündigen partizipatorische Präsentation „Do you hear the people’s sound“ erforscht der Klangkünstler Pisitakun Kuantalaeng den Sound der Proteste in seinem Heimatland Thailand. Dabei sucht er nach Verbindungen zu den Songs und Klängen anderer globaler Protestbewegungen. Gemeinsam mit Pepe Dayaw stellt er wichtige Revolutionslieder der Welt vor – um sie anschließend in einer Karaoke Session, die sich in die Phasen „Freiheit, Solidarität und Gleichheit“ aufteilt, zusammen mit dem Publikum zu intonieren. Der DJ Wanton Witch wird den Abend mit einer Auswahl von Protestsongs abrunden.
daadgalerie, Oranienstraße 161, 10. 6., 18 Uhr, Eintritt frei
Jenseits von Flucht
Das Festival „Performing Exiles“ befragt den Begriff des Exils vor dem Hintergrund stetiger globaler Veränderungen und Migrationsbewegungen. Und präsentiert in Uraufführungen, Konzerten und Diskurs eine Szene von Künstler*innen, die ihre Herkunftsländer verlassen haben und das globalisierte kulturelle Leben in Berlin prägen.
Performing Exiles: 15.–25. 6., diverse Orte
Der Mann mit dem sanften Bariton
Er gilt als Jazzsänger der HipHop-Generation – letzteres meint jene goldenen Jahre als A Tribe Called A Quest die Band der Stunde waren. 1978 geboren hat José James einen umwerfend sanften Bariton. Als größte Einflüsse nennt der Soul-Jazzer John Coltrane, Marvin Gaye und Billie Holiday. Jetzt kommt James nach Deutschland, um Songs der R-’n-’B-Ikone Erykah Badu zu interpretieren.
José James, 11. 6., Lido, Cuvrystr. 7, 35 €
Einladung zum großen Spiel
Das chinesische Wort „Shanzhai“ könnte man als „fake“ übersetzen. Genauer betrachtet handelt es sich jedoch auch um eine eigene Sichtweise, die anders als „im Westen“ ohne Begriffe wie „Original“ und „Kopie“ operiert. Die Inszenierung „Shanzhai Express“ variiert den Titel des berühmten Hollywoodfilms „Shanghai Express“ – bezieht sich aber nicht auf Marlene Dietrich sondern die Nebendarstellerin Anna May Wong, dem ersten Hollywoodstar chinesischer Herkunft, die auch eine Weile in Berlin lebte. Das Projekt von andcompany&Co geht zusammen mit der Berliner Kulturwissenschaftlerin Yumin Li, die zu Leben und Werk von Anna May Wong promoviert hat, diesen Spuren nach – und damit aktuellen Fragen nach „Fiktion“ und „Realität“, „Original“ und „Fälschung“.
Shanzhai Express (made in Chima): Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Pl., 10. 6., 19. 30 Uhr, 11. 6., 21 Uhr, 24 Euro
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