sieben sachen:
Untote koloniale Welt
Mit Bezug auf das Werk der jamaikanischen Theoretikerin Sylvia Wynter zeichnet die Ausstellung „Ceremony (Burial of an Undead World)“ nach, wie sehr das Projekt der Moderne von Anbeginn mit Ungleichheiten und Grenzziehungen aufgeladen war, die es längst zu beerdigen gilt. Mit Werken von Shuvinai Ashoona, Jane Jin Kaisen, Lemohang Jeremiah Mosese, Xiyadie und vielen anderen.
HKW, John-Foster-Dulles-Allee 10, Eröffnung: 22.10., 19 Uhr, bis 31.10., täglich außer Di. 12–20 Uhr (29.10. 12–19 Uhr)
Vögel im Fotowald
Für „Vogelschau und Froschperspektive. Fotografie für Kinder“ hat das Museum für Fotografie Werke aus seiner Sammlung für junge Menschen zusammengestellt. Neben Themenblöcken wie Tier und Natur werden auch Fotoexperimente und Materialspiele präsentiert, dazu Workshops.
Museum für Fotografie, Jebensstr. 2, bis 19. 2. 23, Di.+Mi./Fr.–So. 11–19 Uhr, Do. 11–20 Uhr
Das Verschwinden der Orte
Unter dem Titel „Gentrifizierung und Kunst“ diskutieren der Autor Jan Brandt, die Autorinnen Annett Gröschner und Synke Köhler und die Musikerin Masha Qrella mit der Journalistin Julia Schell im ACUD über das Verschwinden Berliner Kunst- und Kulturorte. Dazu lesen, performen und plotten sie aber auch in Richtung politischer Gegenstrategien.
KOOKread: Kunst und Gentrifizierung: ACUD, Veteranenstr. 21, 26. 10., 20 Uhr, Eintritt: frei (3G: Nachweis einer vollständigen Corona-Schutzimpfung, Genesung oder eines tagesaktuellen neg. Tests)
Düster und melancholisch
Kino Motel ist das neue Grit-Pop-Projekt von Ed Fraser (Heads., Cash Savage & The Last Drinks) und Rosa Mercedes (Josephine Foster Band). Sie gründeten es nach eigenen Angaben 2019 nach einer Karaoke-Session in Vietnam. Benannt nach der Bar, in der das Konzept entstand, liefern sie melancholisch-düsteren Pop. Im Monarch stellen sie ihr nun Debütalbum vor, für das sie die Aufnahmen erst kürzlich in ihrer Heimat Melbourne abgeschlossen haben. Als Opening Act ist Steppenkind angekündigt, die eine Brücke zwischen Clubmusik und Live-Show bauen. Jimmy Trash legt auf.
Kino Motel feat. Steppenkind: Monarch, Skalitzer Str. 134, 23. 10., 21 Uhr, Tickets: 12 €
Zu schwül die Luft!
Morsch die „Bretter, die die Welt bedeuten“, untalentiert die Kinder, hysterisch und hypochondrisch die Frauen, zu schwül die Luft. Thomas Bernhards „Der Theatermacher“ beklagt eine kunstfeindliche Welt. Oliver Reese bringt Bernhards Liebeserklärung und gleichzeitigen Abgesang auf das Theater auf die Bühne des Berliner Ensembles.
BE, 21. & 31.10. u. a., 19.30 Uhr, 26-42€
Die Istanbul-Rebellion
Als ob es nicht genug wäre, dass ihre Musikvideos ein so Punk-Rockiger Trip mit 70er Funk-Feeling sind wie ihre Live-Auftritte, nein, Gaye Su Akyol ist auch noch Anthropologin und Malerin. Die queere Community in der Türkei feiert sie, für Ferzan Özpeteks Film „Red Istanbul“ komponierte sie Songs. 2020 erschien ihre EP „Yort Savul: İSYAN MANİFESTOSU! („Geh mir aus dem Weg: Rebellionsmanifest“). Nun tritt sie im Gretchen auf.
Gretchen, Obentrautstr. 19, 21. 10., 20 Uhr, 20–25 €
Der Altar zu Asche
Die Paul-Gerhardt-Kirche im Prenzlauer Berg wurde im Januar dieses Jahres Opfer eines Brandanschlags. Die Orgel ist komplett zerstört und die Gemäuer weiterhin in Rußgeruch gehüllt. Die Aktion „Umbau ist Immer“ begleitet mit Bausstellenspaziergängen und Kunstperformances den Wiederaufbauprozess. Für die neue Videoinstallation „Kirchblumen“ sammelt die Künstlerin Eva von Schirach weltweit digitale Blumengrüße an die Kirche ein, die sie am 21. 10. über die grauen Wände beamt. Acht Minuten lang, so lange wie die Kirche brannte, bevor die Feuerwehr zu löschen beginnen konnte.Im Anschluss an die Performance gibt es Tütchen mit ökologischem Blumensaatgut und Erde zum Mitnehmen, die mit Kleinstmengen an Ruß vorgedüngt werden können. Ganz nach dem Motto: vielleicht erwächst aus der Asche ja doch etwas ganz Neues.
21. 10., Wisbyer Str. 7, 19 Uhr, Aktion: www.umbauistimmer.de
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen