sieben sachen:
Vereint und verraten
Die Geschichte einer Freundschaft vor dem Hintergrund politischer Umbrüche verhandelt Enrico Ippolito in seinem neuen Roman „Was rot war“. Die beiden Feministinnen Cruci und Lucia haben einander auf der kommunistischen Schule Frattocchie kennengelernt, vereint in den Farben und in der Sache. Später aber werden sie auseinandergetrieben durch einen unverzeihlichen Verrat. Erst Lucias Tod rollt die Geschichte wieder auf; der Roman spannt einen Bogen vom Rom der siebziger Jahre bis nach Köln. Es moderiert taz-Autorin Fatma Aydemir.
Was rot war, Literaturforum im Brecht-Haus, 28. 9., 20 Uhr
Raum als Ort der Erinnerung
Die Fotografien von Anna Lehmann-Brauns sollen nicht einfach nur dokumentieren. Sie wollen Stimmungen und Zustände einfangen, die Künstlerin formt mit ihren Fotos bühnenhafte Kompositionen. Das Haus am Kleistpark zeigt mehrere Werkreihen, darunter Erinnerungen an Lehmann-Brauns Kindheitsjahre während der Studentenbewegung, Arbeiten über Clubs und Kinos während der 2000er Jahre sowie aktuelle Fotos, die in Istanbul entstanden sind. Am Donnerstag kommt die Künstlerin zu einem Gespräch mit Julia Rosenbaum ins HAK.
Junimond, Haus am Kleistpark, Grunewaldstr. 6/7, Artist talk 30. 9.,19–21 Uhr
Rassismus geduldig seziert
Immer wieder bringt sich der Soziologe Aladin El-Mafaalani prominent und mit ganz eigenem Blick in aktuelle Rassismusdebatten ein. Er plädiert für einen gelasseneren Umgang mit dem Thema, zeigt der deutschen Gesellschaft ihre Fortschritte auf – und scheut sich zugleich nicht, strukturellen Rassismus als solchen zu benennen. In der Backfabrik liest er aus seinem neuen Buch „Wozu Rassisms?“, in dem er die Geschichte und Gegenwart dieser Herrschaftsideologie analysiert. Es gelten 3G und Maskenpflicht.
Wozu Rassismus?, Backfabrik, Saarbrücker Str. 36–38, 30. 9., 20 Uhr, 12/8 €, www.buchboxberlin.de
Trügerische Bilder
Augmented-Reality-Brillen werden wechselweise gehypt und medial beerdigt, ihre Möglichkeiten aber sind längst nicht ausgeschöpft. Nico and the Navigators zeigen unter dem Titel „Verrat der Bilder“ eine Performance, die AR-Brillen mit dem Live-Spiel von DarstellerInnen verbindet. Inhaltlich geht es um Bauhaus. Es gelten die 3G-Regeln.
30. 9., Dock 11, Studio 300, Breite Str. 43, ab 16 Uhr, 14/18 €
Zwischen Stalin und Rocky Horror
Jemek Jemowit, in Polen geboren und in der Gropiusstadt aufgewachsen, bringt sein viertes Studioalbum raus. Wie so oft steckt in Jemowits wandelbarer Musik politischer Protest. In der Rockoper „Legenda Zygmunt Blask“ geht es um Glamrock, das kommunistische Polen und einen queeren Pophelden, den Polen nie hatte.
2. 10., Party & Talk im Club der polnischen Versager, 18 Uhr
Die Kunst der Übersetzung
Spätestens seit der erhitzten und naiven Debatte um die Übersetzung des Amanda-Gorman-Gedichts ist die Frage, wer wann warum etwas übersetzen soll und was eine gute Übersetzung ausmacht, im Mainstream angekommen. Endlich profund wird die Kunst der Übersetzung auf dem neuen Festival translationale diskutiert. Unter anderem mit dem israelischen Autor Tomer Gardi, der über Sprache in postmigrantischen Gesellschaften spricht.
Translationale, 1.–3. 10., Collegium Hungaricum Berlin
Improvisation mit Regeln
Eine Premiere im Livestream hat es zwar schon gegeben, aber keine ganz in echt. Im radialsystem holen Sasha Waltz & Guests das nach. Sie tanzen zu Terry Rileys Komposition „In C“ von 1964, seinerzeit revolutionär und als erstes Werk der Minimal Music gefeiert. Die Performance überträgt die 53 musikalischen Figuren in Bewegungen.
24.–26. 9., radialsystem, 14–42 €, www.radialsystem.de
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