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sieben sachen

Plötzlich stand eine Mauer da

Die Berliner Mauer hatte auch ihre skurrilen Seiten. So gehörte ein Streifen von etwa einem Meter auf ihrer Westseite noch zur DDR, die Westberliner Polizei durfte ihn nicht betreten. So manchen Straftäter rettete darum ein Spurt zur Mauer vor der Verhaftung. Im interdisziplinären Stück „mauerland – borderland“ der Company Drehbühne (ab 12 Jahre) geht es aber mehr um die ernsten Seiten jeder Grenzziehung: um die Geschichte von LAND. Ausgelöst durch die Ängste der Bewohner entsteht eine Grenze, die auch den Zuschauerraum mitsamt dem Publikum mitten durchteilt. Aus LAND wird Mauerland.

„mauerland – borderland“: UfaFabrik, Viktoriastr. 10–18, Premiere 8. 10., 19 Uhr, 20/12 €, u.a. auch 9.–12.10.

Kauferlebnis der anderen Art

Kunstwerke erzielen schwindelerregende Höchstpreise. Doch ausgerechnet im Zentrum Berlins, wo sonst nur Superreiche ihr Portemonnaie zücken, gibt es ein Einkaufserlebnis der etwas anderen Art: Im Kunsthaus Acud öffnet die Kunstkaufhalle Rekord ihre Pforten und bietet drei Tage lang Werke für den schmal(st)en Geldbeutel an. Von 50 ehrenwerten Künstler*innen (aus zehn Ländern), die „die Tiefkühlpizza dem Borchardt-Schnitzel vorziehen“.

Kunstkaufhalle Rekord: Acud, Veteranenstr. 21, 2.–4. 10., 11–18 Uhr

Mit Niwoh, versteht sich

Putzfrau Mieze (Johanna Morsch), Barfrau Marianne (Britta Steffenhagen) und Amüsierdame Jule (Inka Löwendorf) sind die „Rixdorfer Perlen“. Treffpunkt: die (Bühnen-) Kneipe das „Feuchte Eck“. Neuköllner Humor unter der Gürtellinie – aber mit Niwoh, versteht sich. Wegen Corona wurde Mariannes Kneipe im neuen Stück der drei Damen allerdings zur „24h-Notschnapsklappe“, während Jule nun Lapdance per Zoom anbietet – und Mieze die Desinfektionsberatungs-Hotline „Keimfrei und Spaß dabei“.

„Keine Angst vor Nichts und Niemand“: Heimathafen Neukölln, Karl-Marx-Str. 141, Premiere, 2. 10, 20 Uhr, 23/16 €

Tragödie an der See

Pax betrieb eine Nordseepension, ohne je einen Gast zu haben und suchte wie ein irrsinniger nach einem Schiffswrack. Als er stirbt, will seine Frau dessen Tod nicht akzeptieren und die Töchter spielen mit. Jana Scheerers „Das Meer in meinem Zimmer“ ist ein schnörkellos erzählter Roman über eine Familientragödie in der Nordseeidylle.

Buchpremiere: Aufsturz, Oranienburger Str. 67, 8. 10., 19.30 Uhr, 5 €, Anm. unter kurt@buchhandlung-tucholsky.de

Vielfalt statt Einheitstaumel

Eine „Intervention in die deutsche Dominanzkultur“ sollen die dezentralen „Tage der jüdisch-muslimischen Leitkultur“ sein. Los geht´s am 2. 10., 18 Uhr, mit einer Feier im Gorki Theater. Am 4. 10 gibt es dann im Haus der Poesie eine Lesung „der Anderen“, bevor am 5. 10. um 19.30 Uhr im LCB dem Schriftsteller Aran Ören („Berliner Trilogie“) mit Film, Lesung und Gespräch gedacht wird.

Die Veranstaltungen sind z.T. schon ausverkauft. Dafür gibt es Livestreams (& weitere Infos) unter www.gorki.de

Wir sind nicht überlegen

Als Europäer fühlen wir uns anderen überlegen, auch moralisch. Das sei Unsinn, sagt Philosoph Markus Gabriel im taz-Interview. Europäische Werte gebe es nicht, nur universelle. In der Ausstellung „KONTINENT – Auf der Suche nach Europa“ erforschen nun die Forograf*innen der Ostkreuz-Agentur die europäische Gegenwart.

KONTINENT: AdK, Pariser Platz 4, 9/6 € (bis 18 J. frei)

Neue-Musik-Experimente

Das ensemble mosaik spielt in einem Portraitkonzert Werke des jungen Warschauer Komponisten Wojtek Blecharz und seiner in Zagreb geborenen Kollegin Sara Glojnarić. Zu erwarten sind experimentierfreudige Kompositionen.

Progetto Positano: St. Elisabeth-Kirche, Invalidenstr.4a, 3. 10., 20 Uhr, 12/8 €

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