sicherheitsfußball : Nur keinen rein kriegen
Wie viel Sicherheit braucht der Fußballfan? Wahrscheinlich weiß er es selber nicht. Ist auch nicht nötig. Fußballverbände und polizeiliche Behörden sorgen vor: Sie wollen alles unter Kontrolle haben. Die Fußball-Weltmeisterschaft wird zum Test für neue Sicherheitskonzepte. Jeder Besucher eines Spiels trägt seine Personendaten auf dem RFID-Chip seiner Eintrittskarte bei sich und ist dadurch jederzeit identifizierbar. Jeder Beschäftigte im Stadionbereich musste sich einer Sicherheitsüberprüfung unterziehen. Wer diese nicht besteht, scheidet aus. Proteste sind dabei sinnlos. Wie auf dem grünen Rasen. FIFA und Co sorgen dafür, dass die WM reibungslos abläuft. Koste es was es wolle.
KOMMENTAR VON HOLGER PAULER
Besonders heftig trifft es jugendliche Fußballfans. Nur weil sie in einer nicht einsehbaren Datei gespeichert sind, werden 10.000 Personen als gewalttätige Hooligans stigmatisiert und von jeglicher Teilnahme an der WM ausgeschlossen. Allein in den vergangenen vier Jahren verdoppelte sich die Zahl. Wer sich regelmäßig in den deutschen Fußballstadien aufhält, dürfte verwundert sein: Seit vielen Jahren gab es in den beiden Profiligen keine nennenswerten Auseinandersetzungen zwischen Fans. Es werden keine Fahrradketten geschwungen wie in den 70ern, und Schlägereien auf den Tribünen, wie in den 80ern und frühen 90ern, sind mittlerweile Gegenstand der Geschichtswissenschaft.
Das Gewaltproblem wird beschworen, um eine hysterische Stimmung gegen potenzielle Gewalttäter zu schaffen. Die Ziele sind dabei klar: Ungebetene Gäste sollen auch in Zukunft von Großveranstaltungen fern gehalten werden können. Störungen sind nicht mehr erwünscht. Wer hundert Euro oder mehr für seine Eintrittskarte bezahlt hat oder gar auf Kosten seines Geschäftspartners in den Arenen logiert, soll sich gefälligst fühlen, als sei er zu Gast bei ganz lieben Freunden. Damit er auch ja wiederkommt.