senat & manager : Seltsame Rollenwechsel
Ausgerechnet Thilo Sarrazin! Ausgerechnet Finanzsenator Sarrazin, der heute alles und jeden im öffentlichen Dienst mit Sparvorschlägen angeht, Strukturveränderungen und Reformen anmahnt, patzt bei den Gehältern der Wohnungsbaumanager. Alles im grünen Bereich, lässt der Absenkungssenator verlauten. Die 200.000er-Löhne für die Vorstände sind „marktgerecht“ und „üblich“, ja sogar „am unteren Ende“ in der bundesweiten Bezugsskala kommunaler Betriebe. Also okay und nicht weiter der Rede wert.
Kommentar von ROLF LAUTENSCHLÄGER
Selbst wenn es so wäre, Sarrazins Gleichmut in der Sache – und vielleicht auch gegenüber seinem Staatssekretär Bielka, der Chef der DeGeWo werden will – offenbart, was hinter der Fassade steckt: nämlich Unglaubwürdigkeit. Beim dicken Gehalt für die Defizite anhäufenden Wohnungsbauvorstände hört der propagierte „Mentalitätswechsel“ nicht nur auf. Er ist sogar nicht gewünscht, geschweige denn erforderlich. Hat nicht derselbe Senator zu „bundesweiten Vergleichen“ gegriffen, als es darum ging, den Standard öffentlicher Verwaltungen und kultureller Institutionen in Berlin mit denen in Hamburg, München und Köln gegenzurechnen? Welchen Part spielt Sarrazin jetzt?
Auch Bausenator Strieder hat die Rolle gewechselt. Er, in dessen Oberobhut die Wohnungsbaugesellschaften liegen und aus dessen Hause seit Jahren Akteure wie selbstverständlich dorthin auf Vorstandposten wechseln, markiert nun den Betroffenen. Er spricht von einer „Frage des Anstands“, nach der sich die Bosse weniger aufs Konto überweisen sollen. Das ist Populismus pur, auch deshalb, weil die Klientel mit SPD-Parteibuch schon immer zu den führenden Wohnungsbaumanagern gezählt werden konnte. Reden wir also nicht nur über die hohen Gehälter. Reden wir über die, die Wasser predigen und süffigen Wein ausschenken.