semesterticket : Spiel mit dem Feuer
Man stelle sich Folgendes vor: Die BVG plant eine saftige Preiserhöhung. Dann stimmen die Fahrgäste darüber ab und sagen: „Nee, wollen wir nicht, nur ein bisschen teurer wäre doch genug!“ Und dann wird gemacht, was die Fahrgäste wollen. Toll, oder?
KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER
Gibt’s nicht, denken Sie. Doch, gibt es. Und zwar in der Vorstellungswelt der Studierendenvertreter, die mit dem Verkehrsverbund VBB über den Preis für das neue Semesterticket verhandelten. Den müssen nämlich die Studierenden per Urabstimmung akzeptieren, weil auch derjenige zahlen muss, der nie eine U-Bahn von innen sieht.
Bei den Verhandlungen, von Studenten auch als Diktat bezeichnet, stießen nun zwei – berechtigte – Sichtweisen aufeinander. Für die einen ist eine mehr als 20-prozentige Preissteigerung unangemessen, für die anderen sind 23,50 Euro pro Monat für ein ABC-Ticket immer noch ein sehr, sehr günstiges Angebot. Beide Seiten beanspruchen zudem, den adäquaten Preis errechnet zu haben, der den hoch subventionierten Verkehrsunternehmen eine schwarze Null bei iher studentischen Kundschaft einbringt.
Die Studentenvertreter haben mit ihrer Urabstimmungsstrategie, weiteren – vermutlich nicht vorhandenen – Verhandlungsspielraum zu suggerieren, mit dem Feuer gespielt. Dennoch wäre es gut, würden sich nun beide Seiten wieder an einen Tisch setzen.
Denn das Semesterticket ist verkehrspolitisch zu wichtig, als dass man es wegen einer vermurksten Abstimmung sausen lässt. Die deutliche Zustimmung für ein Semsterticket im Allgemeinen – und sogar für das erhöhte VBB-Angebot im Besonderen – spricht eine klare Sprache. Wofür aber votieren die mehr als vier Fünftel der Studenten, die erst gar nicht zur Abstimmung gingen?