schurians runde welten : Mit den Augen des DSF
„Wenn drei Tage ins Land gegangen sind, dann relativiert sich das alles.“ (Norbert Meier, Duisburg)
Der beste Fernsehsender der Welt ist das Deutsche Sportfernsehen (DSF). Dereinst gaben sie sich einen Werbespruch, der sich auch in einem Familienwappen gut machen würde: „Mittendrin statt nur dabei“. Eine Maxime für immer. Auch am letzten Montag.
Das DSF berichtet aus dem Rudolf-Harbig-Stadion, zeigt Dynamo Dresden gegen Energie Cottbus. Also ein Spiel von Hausdurchsuchten, Geldannehmern, Plastiktütenträgern. Dazu tragen auch die Banden explizite Sponsorennamen wie „Sportwetten.de“. Ein aufgeputschter Energie-Stürmer grätscht in den ersten Minuten zweimal dermaßen wüst in seine Gegenspieler, dass er um eine Gelb-Rote-Karte zu betteln scheint. Wir lernen in diesen Tagen alles mit anderen Augen sehen. Mit denen des DSF.
In der Winterpause, lang vor dem Wettskandal – der just an meinem Geburtstag vom DFB bestätigt wurde – zeigte das DSF Hallenfußball mit einer Neuerung: Während der Ball lief, blendeten sie einen Totalisator ein, der zeigte, wie die Wetten stehen. Fiel ein Tor, änderten sich die Zahlen natürlich. Der zockende Zuschauer konnte sich mit SMS und Hotline-Nummern einwählen und Geld gewinnen. Weil das DSF zwar weit vorne ist, aber noch nicht die Traute hatte, wird bei Zweitligaspielen wie dem aus Dresden noch auf Quoten und den Fußball-Teleshop verzichtet – das sollte sich schnell ändern.
4.2. Duisburg – Oberhausen
Wer wird am Freitag in Duisburg um rote Karten betteln, ein Eigentor fabrizieren, das Abseits übersehen? Nur darauf lohnt es sich dieser Tage zu schauen. Die Spielrunde steht unter einem Vorbehalt, vielleicht wird alles wiederholt, vielleicht müssen Vereine absteigen oder aber Spieler „so lange gesperrt werden, bis sie nie wieder etwas mit Fußball zu tun haben“. Mir geht die Forderung von Duisburgs Torwart Georg Koch noch nicht weit genug. Denn nach dem 24. Januar 2005 könnte aus dem Fußball wieder das werden, was er war: Eine kaltwindige Angelegenheit von düsteren Typen vor rätselhaften Zuschauern. Der Rest wird gesperrt und schaut wieder schön in die Röhre. CHRISTOPH SCHURIAN