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Archiv-Artikel

schurians runde welten Verwirrt im Managerkarussell

CHRISTOPH SCHURIAN, 40, ist Redaktionsleiter. Im Dax schlägt sein Fan-Herz für die Fresenius-AG und Dr. Ulf M. Schneider.

„Es bringt nichts, dass wir jetzt Salz in die Wunde streuen“ (Michael Meier)

Ich verstehe nicht, warum ein Auto wie eine Sträflingsinsel heißt. Andererseits ist der Porsche Papillon, quatsch, Cayenne, Deutschlands meist geklautes Fahrzeug. Bei der Zielgruppe scheint der Name also zu ziehen.

Ich verstehe nicht, warum Uderzo, wie die Süddeutsche meint, einer der wohlhabendsten Männer Europas ist. Auch Charlie Brown-Kritzler und Garfield-Erfinder haben in der Tabelle der Superreichen des Forbes vordere Plätze sicher. Aber warum wird man mit Zeichnen nur so stinkreich? Es interessiert mich schon sehr lange, wie die Forbes-Gehaltsübersicht entsteht. Rufen die Kollegen bei Jim Davis, Adnan Kashoggi, den Gebrüdern Aldi an und erkundigen sich nach dem Kontostand? Wer ist so dreist? Was gibt es für Antworten? Mal ausprobieren.

Auch meine schwarz-gelbe Sehschwäche kapiere ich nicht. Bin schon in schwarz-gelben Stutzen aufgelaufen, weil ich dachte, die seien brasilianisch, bis mir einige holzige Gegenüber in die Waden schlidderten, weil sie weder Alemannia noch Borussia stehen sehen wollten. Neuerlicher Missgriff, ein schwarz-gelbes Duschgel – zum Glück grätscht da keiner.

Ich habe keine Ahnung, wie man VfL-Stürmer ausspricht. Tommy Bechmann zum Beispiel. Die ARD-Kollegen sagen eher Beckmann als Bechmann, und dass nur, wenn der Däne einen schlechten Tag hat. Aber was ist richtig? Oder Joël Epalle. Der stammt aus Kamerun, spielte in Griechenland. Um mich sagen alle Epallee. Nur ich nicht, was peinlich ist oder, noch schlimmer, pseudopolyglott. Soll ich das Oberschenkelwunder fragen?

Den Medientrend des Jahres verstehe ich hingegen gut. Er ist aus dem Fußball abgekupfert. Weil dort wenig passiert, wenn Spiele abgepfiffen wurden und auf den Trainingsplätzen nur Hütchenslalom stattfindet, haben sich die Berichterstatter etwas ausgedacht: die „Personaldiskussion“. Und weil Fußballerisierung und Ökonomisierung sowieso gerne paarweise auftreten, gibt es jetzt eben auch das Managerkarussell.

Ob bei Pierer, Piëch, Pischetsrieder, ob bei Fischer, Roels, Großmann, Kleinfeld oder Obermann, die veröffentlichte Meinung widmet sich Managern neuerdings mit den Mitteln der Sportbild. Mit allen Nebenwirkungen. Zum einen – und das kann freuen, wer neidisch ist auf Millionengehälter und Provisionen – sitzen die Konzernlenker plötzlich auf Schleudersitzen. Wer soviel zu sagen hat und einstecken darf, der muss auch ein gewisses Risiko auf sich nehmen! Andererseits – es geht nicht um Fußball, sondern um Wirklichkeit. Was auch immer das ist. CHRISTOPH SCHURIAN