schnittplatz: Die Achse eiert!
Sein modern-pointierter Journalismus hat das gebeutelte SZ Magazin mal wieder an eine „Borderline“ geführt, diesmal an die Grenze zwischen Nonchalance und Beleidigung.
Flapsig war dem japanischen Kaiser Lendenlahmheit attestiert worden (siehe Foto), schmollend bestellte das japanische Außenministerium gestern den deutschen Botschafter in Tokio ein, um ihm den Protest der Regierung zu übermitteln – nachdem sich bereits der japanische Botschafter in Deutschland bei der Redaktion des SZ Magazins beschwert hatte. Doppelt gemoppelt belastet besser, und zwar die deutsch-japanischen Beziehungen. Ausbaden musste es der Japan-Korrespondent des Blattes, Henrik Bork, der sich denn auch „schockiert“ über das „geschmacklose“ Titelbild äußerte und kleinlaut auf die Unabhängigkeit zwischen SZ und SZ Magazin hinwies. Zum zweiten Mal schon muss sich die Süddeutsche Zeitung von ihrem Magazin distanzieren, wie man es kopfschüttelnd von einem ungehobelten Verwandten tut. Doch war’s diesmal kein erfundenes Tenno-Interview von Tunichtgut Tom Kummer, sondern ein recht profunder und unterhaltsamer Text von Murray Saylen, der für den New Yorker schreibt – und im SZ Magazin lediglich altbekannte Probleme bei der Thronfolge referierte.
Wer Themen fachgemäß zuspitzt, muss freilich damit rechnen, dass sich jemand gepiekst fühlt. Schaden wird es der SZ daher kaum, für diplomatische Verstimmungen in Sippenhaft genommen zu werden: Seit Jahren müht sich die Frankfurter Allgemeine, als Deutschlands „Weltzeitung“ rezipiert zu werden. Einen solchen Coup aber hätte sich nicht einmal Frank Schirrmacher ausdenken können. ARNO FRANK
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