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Archiv-Artikel

schmickler macht ernst Der Überschlag der Ereignisse

Wilfried Schmickler: Der Mann mit der Axt holzt für die taz

Eigentlich wollte ich meinen heutigen Beitrag damit beginnen, allen Leserinnen und Lesern der taz-köln ein frohes, erfolgreiches und vor allem stressfreies neues Jahr zu wünschen – tja, und dann werfe ich zufällig einen Blick auf den Kalender und sehe: Das Jahr ist schon fast wieder rum. Mag ja sein, dass mit zunehmendem Alter die individuell „gefühlte“ Zeit immer schneller verfliegt, aber dass es so rasend schnell geht, damit habe ich wirklich nicht gerechnet.

Kaum ist der letzte Silvester-Böller gezündet, da krawallt auch schon die erste dicke Trumm um die Ecke und kündet erbarmungslos vom Beginn der närrischsten aller Jahreszeiten. Zwischendurch mal eben drei Schweigeminuten für die Flutkatastrophe, und schon hat der Sultan wieder Durst und die krakeelende Karawane zieht weiter. Wie gesagt: Mir persönlich geht das alles viel zu schnell, ich habe zuweilen das Gefühl, als habe jemand meinen Schädel in die Trommel einer Waschmaschine gesteckt und dann eine Viertelstunde Schleudergang bei 1.000 Umdrehungen pro Minute.

Aber scheinbar bin ich nicht der einzige, der angesichts dieser unfassbaren Stimmungssprünge den Verstand verliert. Zum Beispiel der Richard Blömer, dem hat es offenbar auch das ohnehin reichlich unaufgeräumte Oberstübchen durcheinander gerüttelt. Der sieht sich, laut Bild Köln, neuerdings umringt von „dubiosen Privatdetektiven“, die ihn rund um die Uhr bespitzeln. Außerdem hört der Richard unbekannte Stimmen, die ihm flüstern, dass er „seit Monaten im Auftrag von CDU-Parteifreunden observiert werde“. Unglaublich: erst abserviert, dann observiert!

Wer auch völlig neben der Kappe, bzw. in dem Fall neben dem Pileolus ist, das ist seine Merkwürden der Kölner Erdbeerschorsch. Dass der heilige Mann nicht ganz richtig ist in der gesalbten Rübe, das weiß die fromme Christenschar spätestens seit seiner legendären Aus-schwitz-Nummer. Aber dass die Maschinenpistole Gottes jetzt hingeht und Herodes, Hitler und die Befürworter von Schwangerschaftsabbrüchen in einen einzigen Sack der ewigen Verdammnis kloppt, das kann ich mir nur damit erklären, dass seine Scheinheiligkeit sich auch nicht mehr zurecht findet im Überschlag der Ereignisse. Und wenn jetzt im Sommer auch noch der Papst nach Köln kommt, na dann ist der Kardinal endgültig reif für den Dschungel.

Apropos Dschungel. Ausgerechnet der Auftritt der Dschungel-Brumme Isabell Varell hat dazu geführt, dass die Kölner Karnevalisten plötzlich ihr „Niveau“ entdeckt haben. Sie wissen schon, diese Geschichte mit den aufgespritzten Lippen und der Hose, die nicht mehr zu geht. Wobei ich mich frage, was daran so schlimm ist. Die brunzdoofe Varell mit einer Hose über dem Kopf – ich finde das lustig. Ich hab das ausprobiert und seitdem geht es mir schon viel besser.