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Archiv-Artikel

schmerzensgeld Humor-Voyeur

Reich und berühmt wurde Stefan Raab, weil er sich über andere lustig macht. Und wenn er über Achselschweiß, Sprechfehler oder anders verunfallte Prominenz lästert, müssen die Betroffenen damit leben, weil ihre Selbstentblößung Teil des Geschäftes ist, von dem sie leben. Wenn sich der einstige Fleischverarbeiter allerdings PassantInnen zuwendet, liegen die Dinge anders: Ihnen lässt Raab keine Chance.

KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN

Für die unfairen Späße kann der Kölner ein Copyright reklamieren: Es begann mit Radio-Telefonstreichen und führte bei VIVA und heute bei Pro7 zu Mikrofonüberfällen. Natürlich pickte sich der Kölner mit Vorliebe schlichte ZeitgenossInnen heraus, raunte ihnen geschmacklose Fragen zu, damit sie ihn auch tüchtig missverstehen. Heerscharen von Nachwuchs-Humorvoyeuren haben ihm das nachgemacht. Die hilflos Abgefilmten füllen teure Sendeminuten ohne eine Entschädigung – außer dem Hohn und Spott der ZuschauerInnen.

Dass ein Opfer seiner Kellerzoten in die Offensive ging und der Moderator samt Produktion und Sender nun auch vom Oberlandesgericht zu einem saftigen Schmerzensgeld verdonnert wurde, ist den anonymen Humoropfern nur ein schwacher Trost. Und wahrscheinlich wird der Sender die 70.000 Euro Strafe – nicht ganz zu Unrecht – als Produktionskosten abbuchen.

Trotzdem ist heute Schadenfreude angebracht, gegenüber einem Fernsehprodukt, das seine Karriere auf wenig mehr als Schadenfreude gründete. Bätsch.