„schlaues haus“ : Liebloses Modell
Die Probleme, die das Oldenburger „Schlaue Haus“ aufwirft, sind vielschichtig: Zunächst ist es recht unverfroren, auf Staatskosten ein „Musterhaus“ zu konzipieren, das Wohnungsunternehmen zur Eigenwerbung nutzen und dies dreist als „wissenschaftliches Projekt“ bezeichnen.
KOMMENTAR VON PETRA SCHELLEN
Doch abgesehen davon nährt das „schlaue Haus“ trügerische Hoffnungen. Ein „sicheres und unabhängiges Leben im Alter“ sollen Wohnungen erlauben, deren Böden schreien und deren Türen sich selbst schließen. Hinfälligkeit und Vergesslichkeit sind tatsächlich wichtige Probleme etwa Demenzkranker. Dass diese Menschen aber auch Fremden die Tür öffnen und vergessen zu essen, bemerkt derlei funktionale Technik nicht. Sie übernimmt allenfalls simpelste Kontrollfunktionen und reduziert den Betreuungsaufwand.
Mit emotionaler Intelligenz, mit Zuwendung gar hat ein solches Modell aber nichts zu tun, im Gegenteil: Eine techniküberfrachtete Wohnung wirkt auf Senioren ähnlich bedrohlich wie jene Krankenhausapparaturen, denen sie irgendwann ausgeliefert sein könnten.
In anderen Worten: Die technisch „schlaue“ Wohnung verfehlt komplett den Adressaten und ist lieblos in höchstem Maße. Derlei Wohnungen haben vermutlich Technik-Freaks erfunden, um zu zeigen, was möglich ist. Sollen sie spielen. Aber bitte im stillen Kämmerlein.