rollstuhlfahrer in bussen : Diskriminierung statt Schutz
Eigentlich war sie wohl gut gemeint, die Brüsseler Richtlinie, die jetzt dazu geführt hat, dass in Hamburger Bussen nur noch ein Rollstuhlfahrer mitfahren darf. Am Ende steht eine weitere Diskriminierung derjenigen, die man eigentlich schützen wollte. Die ohnehin eingeschränkte Mobilität der Rollstuhlfahrer wird weiter beschnitten.
Kommentar von BENJAMIN GEHRS
Dabei kann es nun nicht darum gehen, vorzurechnen, wie selten zwei Rollstuhlfahrer im selben Bus fahren wollen. Jeder Fall ist einer zu viel – vor allem, weil er ein fatales Signal an die Betroffenen schickt: Für euch ist kein Platz.
Ein zweiter EU-konformer Rollstuhlstellplatz wäre ein möglicher Schritt aus der aktuellen Misere. Dies würde jedoch vier reguläre Sitzplätze pro Bus kosten. Ob das zu viel ist, darüber diskutieren derzeit die Hamburger Verkehrsbetriebe. Die Mehrheit der HVV-Kunden braucht schließlich keinen Rollstuhlplatz. Und wer steht schon gerne, wenn er auch sitzen könnte?
Eine dauerhafte Lösung kann nur in einer bundesweiten Änderung der gesetzlichen Regelungen bestehen. Doch damit ist den Hamburger Rollstuhlfahrern, die jetzt bei Kälte und Regen auf den Bus warten, nicht geholfen. Die Entscheidung der Hamburger Hochbahn, bei Härtefällen auch zukünftig mehrere Rollstuhlfahrer mitzunehmen, ist daher zu begrüßen.