robert gernhardts letzte bilder : Fido spring!
Ein Problem bei der Rezeption von Robert Gernhardt ist, dass jeder Depp den Satz „Die schärfsten Kritiker der Elche / waren früher selber welche“ aufsagen kann, der gar nicht von Gernhardt stammt, sondern von seinem Kollegen F. W. Bernstein. Aber das ist noch nicht das Problem. Sondern die Dümmlichkeit des Nachplapperns, die sich über die Gernhardt’schen Sentenzen legt wie Schmierfilm.
Robert Gernhardt, dessen „letzte Bilder“ von heute an im Lübecker Günter Grass-Haus zu sehen sind, hatte Lust am Nonsens, insofern war er selbst mit Schuld an seiner verzerrten öffentlichen Wahrnehmung. Er war Drehbuchautor der Otto-Filme, da kannte er nichts. Als er vor zwei Jahren starb, hatte er es im deutschen Literaturwesen derart zu Ruhm gebracht, dass sogar der hessische Ministerpräsident Roland Koch warme Worte für ihn fand („… verstand es, den Ernst des Lebens mit ironischer Distanz zu beschreiben“).
Seine Freunde kann man sich nicht immer aussuchen, vor allem nicht post mortem, aber vielleicht hilft die Ausstellung in Lübeck der Erinnerung auf die Sprünge. Gernhardt, Mitbegründer der Satirezeitschrift Titanic, arbeitete mit literarischen Anspielungen und Tierzeichnungen. In ihnen verdichtete sich ein existentieller Sarkasmus, aus dem heraus er auch über seine Krebserkrankung schreiben konnte, Paul Gerhard parodierend: „Durch Speien und durch Kotzen / Lässt der sich nichts abtrotzen / der auch dein Feld bestellt“.
Gernhardt beherrschte die doppelte Schraube des gegen sich selbst gewendeten Witzes. Er steckte mit Eckhard Henscheid und Bernd Eilert hinter dem Kollektiv-Pseudonym Hans Mentz, unter dessen Namen teils regelrecht griesgrämige Humorkritiken erschienen.
Dass die „letzten Bilder“ nun ausgerechnet im Haus der deutschen Großdichters Günter Grass zu sehen sind, passt gar nicht zu Gernhardt, dem solches Gewese suspekt gewesen wäre. In einer Bilderfolge schickt ein Herrchen seinen Hund ins Meer, die untergehende Sonne holen, und Fido springt. Überschrieben ist diese Folge mit dem Titel „Scheiternde Hunde“. WIE
Fotohinweis:ROBERT GERNHARDT, 1937 im damaligen Reval geboren, gehörte zu den guten Geistern deutschen Witzes FOTO: DPA