rituale für die Jugend : Auf der Suche nach Nahrung für die Seele
Es scheint, als hätten die Kirchen den längeren Atem bewiesen: Die Anmeldungen für die Jugendweihen gehen zurück. Die Anzahl der Firmlinge und Konfirmanden bleibt dagegen konstant.
„Das Alter der Firmlinge ist in Berlin stark an dem Alter der Teilnehmer der Jugendweihe orientiert“, sagt Stefan Förner, Pressesprecher des Erzbistums Berlin. Obwohl die Firmlinge im Rest der Republik meist in der sechsten Klasse sind, sind die Jugendlichen in Berlin zu diesem Zeitpunkt deutlich älter als 12 Jahre. In Berlin gibt es rund 320.000 Katholiken. Im vergangenen Jahr wurden 1.302 gefirmt. Tendenz seit 2004: gleich bleibend – trotz des Geburtenknicks. „Prozentual können wir bei den Firmlingen einen Anstieg verzeichnen“, bestätigt Förner.
Die evangelische Konfirmation findet üblicherweise im Alter von etwa 14 Jahren statt. Die Anzahl der Konfirmanden ist in den letzten Jahren, laut Angaben der Evangelische Kirche Berlin, Brandenburg und Oberlausitz, Ekbo, ebenfalls konstant geblieben. Waren es vor sechs Jahren 4.188 konfirmierte Jugendliche, nahmen vor zwei Jahren immer noch 4.022 an der Feier teil. Rund 730.000 evangelische Christen gab es 2005 in Berlin. Auch Friederike Schwarz, Leiterin des Referats kirchliches Leben, spricht von einem prozentualen Anstieg: „Der Besuch der Gottesdienste hat in den letzten Jahren wieder zugenommen.“ Die Menschen suchten ihrer Meinung nach verstärkt Nahrung für die Seele und Orientierung für ihr Leben – „etwas wie die Leitlinien im Straßenverkehr“.
Anders die Situation beim Verein Jugendweihe Berlin/Brandenburg. Dort wird durchaus ein Rückgang verzeichnet. „Wir haben bisher etwa 4.000 Anmeldungen. Vor einigen Jahren waren es noch doppelt so viele“, gibt der Vorsitzende des Vereins, Henry Behrens, zu. Er sieht die Ursache dafür in dem Geburtenrückgang vor etwa 15 Jahren. Die Jugendweihe sei nach wie vor „das moderne Fest zwischen Zuckertüte und Hochzeit“. Ein Familienfest, betont er. Erst dadurch erlange die Jugendweihe ihre vollständige Bedeutung. „Die Eltern wollen stolz sein auf ihre heranwachsenden Kinder. Und dazu wird ihnen mit dieser offiziellen Feier Gelegenheit gegeben.“ Wichtig sei dabei, dass die Jugendweihe weltanschaulich ungebunden bleibe. Von den sinkenden Teilnehmerzahlen lässt sich Behrens nicht entmutigen: „Die Jugendweihe gab es schon weitaus früher als die DDR und hat sie bis jetzt überlebt. Sie wird auch in Zukunft stattfinden.“
KATHRIN SCHRECK