richtfest im museum tamm : Brot und Spiele
Sicher, Rituale können überdecken. Können kaschieren, was an Inhalt fehlt – und verschleiern, was sich wirklich tut. Aber lässt sie sich auf Dauer überdecken, die Tatsache, dass das „Internationale Maritime Museum“ nicht müde wird, Rechtfertigungs-Rituale zu erfinden, die an sich nicht nötig wären?
Kommentarvon Petra Schellen
Die „Grundsteinlegung“ von Juni 2005 und das gestrige „Richtfest“ zählen zu dieser Gattung, sind beide doch seit altersher Rituale für im Bau befindliche Gebäude. Doch zu denen zählt der Kaispeicher nicht: Er wird saniert, das ist wohl wahr – aber neu gebaut wird nicht.
Warum also solch karnevaleske Events, an denen die Geladenen brav teilnehmen wie beim Tanz ums Goldene Kalb? Aus schlechtem Gewissen der 30 Senats-Millionen wegen, über die immer wieder gestritten wird? Zwecks Politur des Renommees, das durch kritische Künstler-Aktionen doch ein wenig litt? Oder aus purer Lust am Feiern?
„Wie Phönix aus der Asche“ wolle man erstehen, orakelt Peter Tamm. Er hoffe, dass das Haus „kein Fehltritt“ sei. Eine eigenartige Formulierung für einen, der sich seiner Sache sicher ist. Der Presse und Politik dieser Stadt fast komplett hinter sich weiß. Aber eben nur fast. Und mag das Museum auch politisch gewünscht und beschlossen sein: Man kann nie wissen. Also gebt dem Volk Brot und Spiele.