rauchen in kneipen : Das Verbot liegt längst in der Luft
Was für eine Meldung: Berlins Restaurants sollen rauchfrei werden! Die Koalition will es so. Oder sie will es so ähnlich. Oder sie will es in Ansätzen so. Besser gesagt, man geht davon aus, dass in ihren Absichtserklärungen, die schriftlich im Koalitionsvertrag festgehalten sind, eine Aufforderung vermerkt ist, der zufolge zukünftig – immer unter Berücksichtigung der politischen Alltagspraxis – Maßnahmen verabschiedet werden, die dem Schutz der Nichtrauchenden an öffentlichen Orten, und dazu gehören auch Gaststätten, eine mehrheitsfähige Grundlage geben, die von den Restaurantbesitzenden verbindlich, so weit möglich, durchzusetzen ist.
KOMMENTAR VON WALTRAUD SCHWAB
Mal im Ernst. Gut an der Nachricht ist, dass die SPD und die Linkspartei nun den Nichtraucherschutz auch in Kneipen in den Koalitionsvereinbarungen schriftlich bekunden. Nie mehr würden die Lungen nach einem Abend in geselliger Runde weh tun, die Klamotten stinken. Man könnte sich geduscht und frisch in Kneipen verabreden, ohne es zu bereuen. Überzeugte NichtraucherInnen wären nicht länger auf die Wahl zwischen der Sünderbank bei McDonald’s oder dem Schlafsofa bei Starbucks reduziert, sofern sie überhaupt ausgehen.
Dass sich die rot-rot Koalierenden des rauchfreien Restaurants annehmen, sagt weniger über sie aus, als man denkt. Im Grunde reagieren sie nur auf eine atmosphärische Stimmung in der Stadt. Die hat sich in den letzten Jahren zunehmend gegen die RaucherInnen gewendet. Denen weht der eigene Qualm ins Gesicht. Jahrelang brauchten sie sich um den Dreck, den sie anderen zumuteten, nicht zu scheren. Dem ist nicht mehr so.
Rot-Rot nutzt die Gunst der Stunde. Was in den USA selbstverständlich, in Irland möglich und Italien durchsetzbar ist, kann für Berlin nicht so falsch sein. Schließlich leben wir, allem Bekunden nach, in einer Weltstadt, die sich mit New York, Rom und Dublin messen kann. Oder können will. Oder eben gern messen möchte.