rathaus ohne rotlicht : Chinesische Kürbisse
Ein Anblick wurde ihm versagt, dem Fürsten der Finsternis aus dem Land, das zu Maos Zeiten Rot-China genannt wurde. Ein festlich mit chinesischen Lampions rot illuminiertes Hamburger Rathaus erblickte Ministerpräsident Wen Jiabao nicht, als er gestern Abend zum China-Summit im Zentrum der Macht im Stadtstaat an der Elbe Auen eintraf. Zum Bedauern von CDU-Bürgerschaftspräsident Berndt Röder.
Denn der hatte sich für die Idee erwärmt, welche der Senat an ihn herangetragen hatte. 30 große rote Lampions mit dem Aufdruck „China Time“ sollten vom Balkon des Rathauses schummeriges Rot verbreiten, hatten die Staatsräte bei ihrem wöchentlichen Jour Fixe angeregt. Röder, Hausherr des altehrwürdigen Gemäuers, fragte die drei Fraktionen nach ihrer Meinung – und erhielt deren drei.
Die Schwarzen waren Feuer und Flamme, die Roten indifferent und die Grünen mal wieder dagegen. Wenn sowas einrisse, fürchtet GAL-Fraktionschefin Christa Goetsch, gäbe es demnächst wohl auch „zu Halloween ausgehöhlte Kürbisse am Rathaus, um die transatlantische Freundschaft zu bekunden“ oder gar „Ewige Lichter aus dem Vatikan“, sollte der Ratzinger Sepp auch mal die hanseatische Diaspora heimsuchen wollen.
Röder bedankte sich und gab dennoch rotes Licht. Der Senat aber winkte am Dienstag ab. So kurzfristig habe er die Lampions nun auch nicht parat.
Und deshalb wurde Wen Jiabao nun also doch nicht heimgeleuchtet. SVEN-MICHAEL VEIT