raf-schau : Kein Bock mehr
Die Entscheidung der Kunst-Werke, sich vom öffentlichen Geld und der damit verbundenen Polemik loszusagen, ist überfällig. Längst war es zum traurigen Schauspiel geworden, dass sich die Ausstellungsmacher nur noch mit dem Rücken zur Wand gegen den Vorwurf der Mythenbildung, wenn nicht gar der positiven Darstellung der RAF wehren mussten – und das gegen Argumente, die stets den perfiden Unterton der Verunglimpfung hatten.
KOMMENTAR VON ROLF LAUTENSCHLÄGER
So ist es nur konsequent, dass Kunst-Werke-Leiter Biesenbach die Reißleine gezogen hat. Lieber ohne öffentliche Mittel, dafür aber frei von politischen Zwängen – nur so funktioniert ein Konzept mit dem Anspruch ästhetischer Auseinandersetzung mit der RAF. Nur so funktioniert auch, dass die Schau vor dem Motto „Wer das Geld gibt, bestimmt Diskurs und Inhalte“ geschützt werden kann. Und vor dem Missbrauch der Geschichte der RAF, den die Hinterbliebenen der Opfer sowie die Skandalschreier Westerwelle und Merz mit ihrer künstlerischen Interpretation betreiben.
Dennoch besteht kein Grund zur Freude. Wenn ein unqualifizierter Satz vom Bilderverbot genügt, die Freiheit von Kunst und Kultur in der Hauptstadt derart zu beschädigen, ist Widerstand vonnöten: Widerstand gegen den drohenden Verlust liberaler Grundsätze, aber hauptsächlich einer gegen den Aufmarsch verkleideter Sittenwächter, die sagen, was Kunstbesuchern zugemutet und nicht zugemutet werden darf. Provokative Ausstellungen über das Thema Gewalt und Terror sind jedenfalls nicht erlaubt, aus Angst nicht mal ein Nachdenken über sie. Man kann es auch anders sagen: Das ideologische RAF-Gerangel war ein Beispiel für Zensur und Kleingeist – ein Beispiel für so genannte typisch deutsche Sekundärtugenden. Zu Recht haben die KW darauf keinen Bock mehr.