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"Liebe taz..." Kritischer Journalismus ist nicht die Stärke der Bremer Lokal-taz! - betr.: Bücher mit Modem und Fahrradkurier, taz-Bremen vom 23.8.1996

Betr. Bücher mit Modem und Fahrradkurier, taz v. 23.8.96

Euer Artikel von Lars Reppesgaard zeigt einmal mehr, daß kritischer Journalismus nicht die Stärke der Bremer Lokal-taz ist.

Die Ansichten des Direktors (und Revolutionärs) der Stadtbibliothek Köln, Dr. Neisser, zur Diskussion unter dem Thema „Buch - Bildschirm - Bibliotheken? Verschwindet die Bücherei im Internet?“ wurden ohne jede offenkundige Kritik weitergetragen. Und das, obwohl es in diesen Ansichten um Fragen der kommenden Gesellschaft ging!

Diese ist für Neisser anscheinend selbstverständlich (und naturbedingt?) eine Informationsgesellschaft, eine Gesellschaft von - wie nach dem Artikel erwartet beziehungsweise propagiert - Datenautobahn, freiem Zugang zu allen Medien (also auch NS-Propaganda und Kinderpornos?) und der dafür benötigten Mittel wie Virtuell Reality Brillen, eine Gesellschaft von Online-recherchierten Referaten von zur Zeit etwa 50 Mark (Referaten, die dann an Schulen Standard würden), teuern Telefonrechnungen, billigen Fahrradkurieren, die für bis 4,90 Mark pauschal bis sechs Bücher nach Hause bringen sollen (Fahrradkurier als Zukunftsjob auf dem Zweiten bzw. Dritten Arbeitsmarkt?)

Kritische Fragen, die in einem solchen Artikel zumindest gestellt und andiskutiert werden sollten, sind Fragen wie:

1) Ist die von Neisser (implizit) erwartete Informationsgesellschaft überhaupt erstrebenswert beziehungsweise für wen ist sie das und für wen nicht?

2) Kommt sie tatsächlich? Inwieweit wird sie herbeigeredet? Wovon könnte ihr Kommen abhängen?

3) Welche Möglichkeiten gibt es, sie gegebenenfalls zu verhindern? Günter Bierhoff

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