■ Die Anderen: "Journal du Dimanche" kommentiert die Love Parade / Die "Deister- und Weser-Zeitung" aus Hameln nimmt sich der Abschiebung der bosnischen Flüchtlinge aus Berlin an / "La Stampa" schreibt zur angespannten ... Lage in Rußland
Die französische Sonntagszeitung „Journal du Dimanche“ kommentiert die Love Parade: Die zehnte Love Parade wollte eine Botschaft der Toleranz vermitteln, die die Politiker für sich zu nutzen verstanden. Die in der ganzen Welt verbreiteten Bilder waren eine kostenlose Werbung für die Stadt. Und die 700 Millionen Franc, die von den Ravern an einem Wochenende ausgegeben wurden, sind in einer deutschen Hauptstadt am Rande des Bankrotts willkommen.
Die Schwierigkeit der Techno-Szene in Frankreich, anerkannt zu werden, ist in Deutschland Vergangenheit. Die Musik hat nach dem Fall der Mauer mit Massenveranstaltungen fest Fuß gefaßt.
Die „Deister- und Weser-Zeitung“ aus Hameln nimmt sich der Abschiebung der bosnischen Flüchtlinge aus Berlin an: Es gibt keinen guten Grund, ausgerechnet bei den bosnischen Kriegsflüchtlingen so hart durchzugreifen, wie dies derzeit geschieht. Gewiß: Vorübergehend aufgenommenen Menschen muß klarwerden, daß sie sich hier nicht auf Dauer festsetzen können. Aber die Rückkehr der Bosnier ist auf freiwilliger Basis ohnehin zügig im Gange – von den 350.000 Flüchtlingen sind 190.000 bereits wieder ausgereist.
Vor allem aber ist zu beachten, daß unter ihnen viele Menschen sind, die vorerst, in diesem Stadium der Zerstörung und der weiteren ethnischen Spannungen, gar nicht wissen, wohin sie eigentlich „heimkehren“ können.
Deshalb müßte genau geprüft werden, in welche Gebiete Bosniens die betreffenden Flüchtlinge zurückkehren sollen. Und auf keinen Fall sind die derzeit stattfindenden radikalen Nacht-und-Nebel-Abschiebungen vertretbar, die so verlaufen, als handele es sich um Razzien gegen übelste Verbrecherbanden.
Die linksliberale italienische Zeitung „La Stampa“ aus Turin schreibt zur angespannten innenpolitischen und finanziellen Lage in Rußland: Der junge Premier Kirijenko hat es geschafft, die Unterstützung der Parlamentskammer für einen Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik zu gewinnen. Die Maßnahmen werden jedoch erst in vielen Monaten Wirkung zeigen.
In der Zwischenzeit wird sich die Kapitalflucht aus den russischen Staatsanleihen fortsetzen, auch wenn die Verhandlungen mit dem Weltwährungsfonds mit großer Sicherheit von Erfolg gekrönt sein werden. Doch nicht einmal das Versprechen von 15 Milliarden Dollar zur Stabilisierung des Rubels kann die Investoren beruhigen.
Allein am Mittwoch hat die Zentralbank eine Milliarde Dollar ausgegeben, um die russische Währung vor einem katastrophalen Einbruch zu bewahren. Geht das so weiter, wird die Finanzspritze aus dem Westen gerade zwei Wochen reichen.
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