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"Freie Fahrt für freie Bürger?"

■ betr.: "Mehr Kinder verunglücken im Verkehr", taz vom 10.9.91

betr.: »Mehr Kinder verunglücken im Verkehr«,

taz vom 10.9.91

Ich teile uneingeschränkt Frau Wobits (Vorsitzende des ADFC) und Herrn Ludwigs (Koordinierungsstelle oder bundesweiten Verkehrsinitiativen) Forderung nach Einführung von flächendeckendem Tempo 30! Nicht nur Kinder, auch »andere« FußgängerInnen, ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und sonstige Verkehrsmobilitätsbehinderte sind extrem durch den rasenden PKW- und LKW-Verkehr gefährdet.

Nicht angesprochen wurde in dem Artikel ein meines Erachtens nach wichtiger Gesichtspunkt für die enorme Zunahme von Toten oder Schwerverletzten im Straßenverkehr: Verkehrssenator Haase (CDU) hat durch seine Art und Weise, wie er die Diskussion um Tempo 30 führt, ein Klima geschaffen, das tödlich ist. Viele PKW- und LKW-FahrerInnen glauben in Wild-Westmanier ihr Territorium Straße, koste es, was es wolle, verteidigen zu müssen. Verrückte wollen sie mit Langsamfahren schickanieren, wo bleibt da die »freie Fahrt für freie Bürger?« Argumente der Befürworter von der Einführung von flächendeckendem Tempo 30 werden ignoriert. Verkehrsinitiativen der ADFC, Einzelpersonen oder Parteien werden pauschal als Autofeinde abgetan. Ständig gibt es beinah-Unfälle, viele KraftwagenfahrerInnen scheren sich aber nicht darum und rasen weiter. Wer sie anspricht (auch die ständigen Falschparker) läuft Gefahr, beschimpft oder gar niedergeschlagen zu werden. Ein Miteinander im Straßenverkehr erfordert meines Erachtens nach Rücksicht und Freundlichkeit, nicht Aggressivität.

Die Verkehrs-AG der Alternativen Liste Charlottenburgs fordert zwar nach wie vor langfristig die autofreie Stadt, kurzfristig aber traten und treten wir für die Einführung von flächendeckend Tempo 30 ein. Doris Zimmer (BV der Alternativen Liste

Charlottenburg)

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