produkttest: Ein Fußabtreter fürs Herz
Der Aufgang im Berliner Altbauhaus hat verlotterten Charme. Angegraute Farbe an den Wänden, auf dem Boden Linoleum aus der Nachkriegszeit. Vor den Türen liegen schäbige Fußabtreter: alte Teppichstücke, ausgefranstes Flechtwerk, brüchige Gummiplatten. Weil das Treppenhaus von den schlecht bezahlten Reinigungskräften nur flüchtig geputzt wird, die Fußabtreter nie hochgehoben werden, hat sich um alle ein Rand aus Dreck und märkischem Sand gebildet. Dann aber plötzlich dieses Highlight im 3. Stock, diese Farbenpracht. Der Fußabtreter aus Abfällen aus der Flipflop-Herstellung, robust, wasserfest, handgefertigt (35 Euro bei Pro-Idee). Wer den Fuß darauf setzt, versinkt wie in einem Teppich – und das ist doch das schönste Gefühl von Zuhause. Der Fußabtreter ist das Morgenrot in der Treppenhaustristesse. Nicht für die Schuhe, fürs Herz ist er. Unverständlich nur, warum niemand ihn bisher geklaut hat. Waltraud Schwab
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