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preußen-gedenkenKünstliches Jubeljahr

Die gestrige Eröffnung der Ausstellung „Marksteine“ über die brandenburgisch-preußische Geschichte in Potsdam ist ein zweiter Höhepunkt des Preußenjahres – so wollen es zumindest die Ausstellungsmacher. Aber ob es einer wird? Zu seinem Pendant im Charlottenburger Schloss über die Königskrönung von 1701 und die europäische Dimension des Hohenzollernreichs kamen nur 70.000 Besucher. Etwa 100 Kultureinrichtungen mühen sich für das Preußenjahr ab. Doch manchmal beschleicht einen das Gefühl, dass das ganze Jubeljahr etwas Künstliches hat. Man hat keinesfalls den Eindruck, dass das Thema Preußen heute noch den nicht ganz blöden Mann und die ein wenig an Geschichte interessierte Frau auf der Straße irgendwie bewegt.

Kommentarvon PHILIPP GESSLER

Muss man deshalb schon jetzt bilanzieren, dass das Preußenjahr missglückt ist? Dazu ist es noch zu früh. Aber sicher ist, dass in diesem Jahr eine Chance vertan wurde, auch die Forschung über Preußen zu stärken, um die es – Prof. Hinrichs vom Berliner Forschungsinstitut für die Geschichte Preußens sagte es gestern in der taz – schlecht steht: Sein Institut muss wegen Geldnot zum Jahresende schließen, in ganz Deutschland gibt es keinen einzigen Lehrstuhl nur für preußische Geschichte (dafür einige für das Römische Reich der Antike). Man kann dies einen geschichts- und bildungspolitischen Skandal nennen.

Jede Zeit stellt ihre eigenen Fragen an die Geschichte. Wenn diese Gesellschaft nicht will, dass sie zu Preußen nur jahrzehntealte Antworten erhält, sollte sie auch in die Forschung zu diesem entscheidend wichtigen Staat auf deutschem Boden investieren, gerade im Preußenjahr. Nur wenn wir auch in Zukunft viel und Neues über ihn erfahren, können die unseligen Teile seiner Erbschaft wie Militarismus und Untertanengeist dort bleiben, wo sie hingehören: in der Hohenzollerngruft. Denn mit Preußen ist auch das Deutschland des Jahres 2001 noch lange nicht fertig.

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