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Archiv-Artikel

press-schlag Bedingt ambitionierte Akquise

Nie war Mittelmaß so teuer erkauft wie beim VfL Wolfsburg

„30 Millionen haben die für neue Spieler ausgegeben.“ Die knappe Analyse, die Hans Meyer am elften Spieltag der letzten Saison traf, um den Klassenunterschied der ihm damals noch anvertrauten Nürnberger zum VfL Wolfsburg zu verdeutlichen, war ziemlich treffend. Hatten die Wölfe Meyers Club doch gerade mit 3:1 nach Hause geschickt.

Fast 30 Millionen investierte der Verein vor der letzten Saison also, unter anderem in heutige Leistungsträger wie Grafite, Dzeko, Schäfer oder Josué, die seitdem zur Stammelf zählen. Eigentlich also gute Investitionen des Managers Felix Magath, der die Spieler holt, die der Trainer Felix Magath haben möchte. Auch wenn Akteure wie Sergiu Radu und Vlad Munteanu darunter sind, die – gemessen an ihrer Einsatzzeit – besser in Cottbus hätten bleiben sollen.

In diesem Sommer, nach einem abschließenden fünften Platz und der damit erreichten Uefa-Cup-Teilnahme, legt man erneut 30 Millionen in Neuzugänge an, holt neben Nürnbergs Spielmacher Misimovic die italienischen Weltmeister Barzagli und Zaccardo aus dem schönen Palermo nach Niedersachsen. Nur der FC Bayern hat in den letzten beiden Jahren mehr ins eigene Personal angelegt. „Wir wollen unter die ersten sechs Mannschaften“ gibt Magath vor Saisonbeginn als bedingt ambitioniertes Ziel aus. So richtig merkt man Barzagli und Zaccardo ihre weltmeisterliche Herkunft aber noch nicht an, und auch der Rest des Teams wirft so einige Fragen auf: Zum Saisonauftakt siegt man 2:1 gegen Aufsteiger Köln, gegen Bochum, Frankfurt und Hertha, die bei aller Liebe keine Furcht einflößenden Gegner sind, steht am Ende jeweils nur ein 2:2. Dann schickt man plötzlich den bis dato überzeugenden HSV mit 3:0 zurück an die Alster, nur um eine Woche später 1:2 in Karlsruhe einzugehen.

Für den VfL-affinen Beobachter am schlimmsten vielleicht die Pleite in München, als man einem wankenden Rekordmeister bei der Genesung hilft und eine 2:0-Führung in ein 2:4 umdrehen lässt. „Das ist auch eine Frage der Qualität,“ konstatiert Trainer Magath nach dem Spiel. Moment – hat Manager Magath in den letzten Jahren nur zweite (Spieler-) Wahl akquiriert? Gentner, Dejagah, Benaglio – alle nicht bundesligatauglich? Oder ist der Wolfsburger an sich so genügsam, dass Siege gegen Bielefeld (4:1) und Gladbach (3:0) reichen?

Beim 3:0-Heimsieg am Samstag gegen Cottbus hat man sogar Glück, dass die Lausitzer, die das Toreschießen nun wahrlich nicht erfunden haben, nicht nach fünf Minuten in Führung gehen. So muss der generalbevollmächtigte Magath danach bestätigen: „Der Sieg ist vielleicht etwas zu hoch ausgefallen.“ Reicht aber für die teuerste Platzierung jenseits internationaler Ränge in der Bundesligageschichte.

DAVID DIGILI