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Archiv-Artikel

press-schlag „Ich kann diesen Käse nicht mehr hören“

Rudi Völler hat wieder eine Rede gehalten. Aber was hat er gesagt? Der taz liegt exklusiv ein Gesprächsprotokoll vor

Vom dritten Spieltag dieser Bundesligasaison werden der Nachwelt vor allem zwei Dinge in Erinnerung bleiben. Erstens: Bayern München hat die Meisterschaft gewonnen. Zweitens – und viel spannender: Rudi Völlers ist trotz noch weißerer Haarpracht unvermindert vital. Wie der ehemalige DFB-Teamchef und aktuelle Bayer-Sportdirektor Schiedsrichter Peter Sippel nach der mit 1:2 verlorenen Partie in Wolfsburg angegangen hat, war für einen grauen Panter jedenfalls aller Ehren und mindestens drei Waldi-Weizen wert. Wobei, anders als bei Rudis erster Wurst-und-Käse-Rede damals nach dem Länderspiel gegen Island, die Verbalkanonade nicht live in die deutschen Wohnstuben gesendet werden konnte. Dass der taz dennoch ein Gesprächsprotokoll vorliegt, ist der neuesten DFB-Regeländerung zu verdanken. Diese schreibt in Regel 5 „Der Schiedsrichter“ neuerdings vor, dass Pfeifenmänner seit dieser Saison nicht nur wie bisher üblich eine Pfeife sowie drei Karten (gelb, rot, gelb-rot) bei sich zu tragen haben, sondern auch ein kleines Mikrofon. Mit diesem werden sämtliche Dialoge, die auf dem Platz mit dem Unparteiischen geführt werden, aufgezeichnet und noch während der Partie von zwei Schiedsrichterbeobachtern, so genannten Striegels, ausgewertet. In erster Linie sollen damit unmoralische Angebote von Seiten der Spieler verhindert werden. Aufforderungen wie „Hey Robert, wenn du mir bei meiner nächsten Schwalbe einen Elfer pfeifst, zahl ich dir heute Abend im Café King zwei Bier“, in der letzten Saison noch gängige Praxis, sollen somit unterbunden werden. Schiedsrichter Sippels Fahrigkeit (er hatte vergessen, das Mikrofon nach Schlusspfiff auszuschalten), wiederum ist es zu verdanken, dass die taz hier nun exklusiv Rudi Völlers neueste Wut-Rede veröffentlichen kann. Also: Völler rennt mit hochrotem Kopf auf Sippel zu und schreit ihn an: „Hey, Peter, ich muss zu deiner Pfeiferei einfach mal sagen, dass es eine Sauerei ist, was du und deine Assistenten da so von sich geben. Das dauernde Gepfeife unserer Fouls, und dann noch mal eins. Und dann noch ein übleres Foul. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören. Ich weiß nicht, woher ihr das Recht nehmt, so etwas zu pfeifen. Das verstehe ich nicht. Diese Pfeiferei ist für mich das Allerletzte. Ich kann diesen Käse in jedem Spiel, von wegen wir würden übel foulen, nicht mehr hören. Dieser Scheiß, der da immer gepfiffen wird. Es ist das Allerletzte, immer alles in den Dreck zu pfeifen. Ich lasse mir das nicht mehr länger gefallen. Diese Pfeiferei ist für mich eine absolute Sauerei. Ich weiß, irgendwann bekomme ich selbst auch wieder auf die Nuss, aber das kann ich ab. Ich brauche nicht, dass alle „Rudi, Rudi“ schreien und „Du bist der Größte und der Schönste. Das will ich gar nicht. Ich will nur, dass ordentlich gepfiffen wird.“ FRANK KETTERER