press-schlag: Hertha, Frankfurt und die Milliardäre

Schon nach den ersten Spielen im Uefa-Cup gibt es allen Grund, auf die Fünfjahreswertung des europäischen Fußballverbands zu schielen

Das haben den Herthanern nur wenige zugetraut. Lediglich 12.000 Zuschauer hatten sich am Donnerstagnachmittag eingefunden, um dem Spiel von Hertha BSC Berlin gegen den dänischen Sportclub Odense BK in der ersten Runde des Uefa-Cups beizuwohnen. Die gekommen waren, brauchten ihr Erscheinen nicht zu bereuen. Drei Tore erzielten die Berliner, inklusive eines Eigentors. Endlich ist der Knoten geplatzt. Plötzlich klappt es mit dem Toreschießen auf internationaler Bühne. In den sechs vorangegangen Uefa-Cup-Spielen hatten die Berliner ein einziges Törchen geschossen. Jetzt waren es derer gleich drei Mal so viele.

Die Berliner haben ihre Schuldigkeit für diese Uefa-Cup-Saison also getan, sie können gehen. Nach dem 2:2-Unentschieden im Heimspiel gegen Odense ist das Ausscheiden nicht unwahrscheinlich. Die Fans in Berlin wären sicher nicht allzu traurig darüber. Lieber ein Uefa-Cup-Spiel mit vier Toren, als drei aufeinander folgende mit null Toren, werden sie sich vielleicht denken.

Anderswo in Deutschland denkt man sicher anders über das wieder einmal enttäuschende Auftreten dreier deutscher Clubs im Uefa-Cup. Sollten neben Hertha auch die Leverkusener, die es immerhin mit einem Aufsteiger in die erste Schweizer Liga zu tun haben und auswärts zu einem ehrenwerten 0:0 gekommen sind, und der FC Schalke 04, der den französischen Spitzenclub AS Nancy mit 1:0 in die Schranken gewiesen hat, die Europapokalsaison schon nach zwei Spielen beenden müssen, dann könnte es schon bald sehr schwer werden, sich für den Uefa-Cup zu qualifizieren.

Das liegt an der Fünfjahreswertung der Uefa. Nach der Position in diesem Ranking wird die Anzahl der Startplätze in den Europapokalwettbewerben ermittelt. Eine gute Punktzahl für die Uefa-Tabelle kann nur erreichen, wer viele Siege in Champions League und Uefa-Pokal vorweisen kann. Viele Siege kann nur erringen, wer lange in den Wettbewerben bliebt. Das gelingt den Deutschen meist nicht. Und so fallen sie immer weiter zurück in der Fünfjahreswertung. Derzeit ist Deutschland Fünfter. Und es ist nicht sicher, ob sie den Platz halten können. Denn nach dieser Saison fällt das beste Ergebnis – das der Spielzeit 2001/2002 – aus der Wertung heraus. Die Deutschen könnten hinter Portugal und die Niederlande zurückfallen. Nach vorn brauchen die Deutschen sich erst einmal nicht zu orientieren. Spanien, Italien und England sind derzeit unerreichbar und auch Frankreich als Vierter wird so schnell nicht überholt werden können, denn die können nach dieser Saison ihr schlechtestes Jahr aus der Wertung streichen. Sollte Deutschland auf Platz sieben zurückfallen, fällt ein Startplatz in der Champions League weg. Ab Platz neun gibt es sogar nur noch einen Uefa-Cup-Startplatz. Neunter ist derzeit Russland, das Land der fußballbegeisterteten Rohstoffmilliardäre. Oh weh!

Wie gut, dass wir wenigstens die Eintracht aus Frankfurt haben, 4:0-Sieger gegen Bröndy Kopenhagen. Aber: Zwei Elfmeter und zwei Platzverweise für den Gegner gibt es auch nicht immer.

ANDREAS RÜTTENAUER