praxisgebühr einsparen : Mündige Patienten
Allem Ärger über die Gesundheitsreform zum Trotz – für Patienten und Beitragszahler gibt es nun eine gute Nachricht: die Berliner DAK (Deutsche Angestellten-Krankenkasse) plant, Patienten die lästige Praxisgebühr zu erstatten. Wenn sie vorher zum Hausarzt gehen, der sie gegebenenfalls zum – teureren – Spezialisten überweist. Andere Kassen wollen dem Beispiel folgen.
Kommentar von RICHARD ROTHER
Zwar ist die Idee nicht ganz neu, das kann den Versicherten aber egal sein. Erstmals haben sie die Chance, einen Teil der neuen Lasten einzusparen, die ihnen die Gesundheitsreform von SPD und CDU aufbürdet. Kern der Gesundheitsreform war ja: den Versicherten noch mehr Geld abzuknöpfen, damit Ärzte, Apotheker und Pharmaindustrie weiter kräftig verdienen. Dabei ist es ein offenes Geheimnis, dass das deutsche Gesundheitswesen im internationalen Vergleich zu teuer ist: überdurchschnittlichen Ausgaben stehen nur mittelmäßige Ergebnisse gegenüber.
Die Berliner, die darunter als Patienten und als Beitragszahler leiden, können künftig durch die DAK-Initiative für ein bisschen mehr Effizienz sorgen. Wer nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Facharzt rennt, wird finanziell belohnt. Der erwünschte Nebeneffekt: die Ärzte führen weniger teure, mitunter sinnlose Untersuchungen durch.
Künftig handelt der mündige Patient also nicht nur gesundheits-, sondern auch kostenbewusst: Er sucht sich einen Hausarzt seines Vertrauens, lässt sich ein günstiges No-Name-Medikament verschreiben und bestellt es über eine Internetapotheke. Zwar kompensiert dieses Verhalten die Mehrbelastungen der Gesundheitsreform nur teilweise, aber es brächte Bewegung ins verkrustete System. Sparen kann Spaß machen. Sogar in Berlin.
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