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portraitKonservativer 89er

Tritt wieder an: Ministerpräsident Reiner Haseloff Foto: dpa

Wenn einige Querulanten in der sachsen-anhaltischen CDU nicht durchdrehen, dann wird Reiner Haseloff heute erneut zum Ministerpräsidenten des Bindestrichlandes gewählt. Am Freitag hatte ein CDU-Landesparteitag mit 83,6 Prozent für den mit SPD und Grünen ausgehandelten Koalitionsvertrag gestimmt, der erstmals die Bildung einer sogenannten Kenia-Koalition ermöglicht. Haseloff tritt damit voraussichtlich seine zweite Amtszeit an, nachdem ihm 2011 auch nur 57 der 67 Abgeordneten der Großen Koalition in Magdeburg ihre Stimme gegeben hatten.

Der 62-Jährige wurde im Kreis Wittenberg geboren, studierte ab 1973 Physik an der TU Dresden und an der Berliner Humboldt-Uni. Häufig reiste er nach Budapest, um seine spätere Frau Gabriele zu treffen, mit der er zwei Kinder hat. Schon damals war der Katholik Haseloff ein öffentlich engagierter Typ, zum Beispiel als Sprecher der Katholischen Studentengemeinde Dresden. Bereits 1976 war er der CDU-Ost beigetreten, galt aber in der Blockpartei nicht als ein Opportunist.

In der CDU begann nach 1990 sein politischer Aufstieg. Haseloff ist ein typischer Vertreter der christlich-bürgerrechtlich geprägten 89er in der DDR. Begeisterung für die Ideale einer sozialen Marktwirtschaft und Konservatismus mischen sich bis heute mit dem Stolz auf ostdeutsche Eigenheiten und Einflüsse.

Stellvertretender Landrat in Wittenberg, CDU-Landesvizechef, Direktor des Arbeitsamts Wittenberg, Staatssekretär und später Minister im Wirtschaftsministerium – so lauteten die Stationen seiner Laufbahn, bevor er für die Landtagswahl 2011 zum CDU-Spitzenkandidaten bestimmt wurde.

Der eher ausgleichende, moderate Haseloff bildet mit dem lauten Landesvorsitzenden Thomas Webel die Doppelspitze der Union in Sachsen-Anhalt. In der Flüchtlingspolitik setzte er sich wiederholt von Kanzlerin Merkel ab. Nach den Landtagswahlen vom 13. März plädierte er sofort für die Kenia-Koalition und zeigte sich konzessionsbereit. Neugierig darf man sein, ob er bei der heutigen Wahl seinen Ritterorden vom heiligen Grab zu Jerusalem tragen wird.

Michael Bartsch

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