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Archiv-Artikel

portrait Ein Polit-Profi fürs Kultur-Amt

Der Bremer CDU-Politiker Bernd Neumann ist ein politischer Profi, sagt der Deutsche Kulturrat. Das stimmt. Die Frage ist nicht, womit sich gerade Neumann für das Amt des Kulturstaatsministers qualifiziert, sondern: Welches andere Amt hätte für ihn zur Verfügung gestanden? Angela Merkel braucht Profis, die ihren Aufstieg loyal begleitet haben. Wobei Neumann sicher als langjähriger CDU-Medienpolitiker für das Kultur-Amt mehr Sachkenntnis mitbringt als für das des Integrationsbeauftragten.

Journalisten lernten den CDU-Politiker schätzen, als er seine Ambition aufgab, im ewig sozialdemokratischen Bremen etwas zu werden. 1987 zog es Neumann in den Bundestag. Dennoch kam er jeden Freitag zurück in die Provinz, wo er die Nummer eins der Bremer CDU spielen konnte. Neumann lud die Presse zu „diversen Themen“ ein und platzierte seine scharfzüngigen, gern auch selbstironischen Kommentare zu verschiedensten Themen. Immer wieder geriet der damalige Bürgermeister Henning Scherf ins Visier seiner Polemik, sogar einen Rücktrittsantrag vertrat Neumann rhetorisch brillant. Als sich dann 1995 die Chance für eine große Koalition bot, da war der CDU-Landeschef Neumann sofort dabei. Ins Bremer Kabinett zog es ihn nicht – er wollte im Bundestag größere Räder drehen. Immerhin schaffte er es bis zum parlamentarischen Forschungs-Staatssekretär.

Im Bundestag leistete Neumann Sacharbeit, der Kulturrat lobt sein Engagement beim Filmfördergesetz und bei der Reform des Deutsche-Welle-Gesetzes. Alles keine spektakulären Themen. Um die zu finden, muss man tief ins Archiv steigen: Als Bremer CDU-Fraktionschef brandmarkte er 1977 das Gedicht „Die Anfrage“ von Erich Fried als „grundgesetzwidriges Material“, das er lieber „verbrannt sehen“ würde. Seitdem hängt Neumann das mit der Bücherverbrennung an. Obwohl er sich kurz darauf live im Radio mit Fried aussöhnte.

Fast 20 Jahre später, zur Wehrmachtsausstellung 1996, legte sich Neumann ein letztes Mal mit Scherf an: „Die Ausstellung ist wissenschaftlich nicht seriös. Wir werden sie an dieser Stelle verhindern“, erklärte Neumann. Die Ausstellung fand dennoch im Rathaus statt.

1942 wurde Neumann im westpreußischen Elbing geboren, der Vater nannte ihn Bernd Otto. Mitte der 60er studierte er an der PH, war auch fünf Jahre Lehrer, bevor er 1971 in die Politik wechselte. Seine CDU-Karriere begann 1967 als JU-Landeschef. 1973 wurde er Chef der Bürgerschaftsfraktion, seit 1979 sitzt er der CDU Bremen vor. Ex-Kanzler Helmut Kohl schickte ihn 1990 in die neuen Länder. Dort entdeckte Neumann ein politisches Talent: Angela Merkel. KLAUS WOLSCHNER