portrait : Der irische Ritter für den Frieden
2005 ist das Jahr der vielen Höhepunkte für Bob Geldof. Erst im Juli hatte der irische Rockstar die „Live 8“-Konzerte zeitgleich mit dem G-8-Gipfel in Schottland organisiert. Gestern wurde er mit dem „Man for Peace Award“ der Gorbatschow-Stiftung ausgezeichnet. Die Stiftung, der viele Friedensnobelpreisträger angehören, ehrt damit jedes Jahr einen Künstler, der sich um Frieden, Menschenrechte und Solidarität verdient gemacht hat. Den Preis überreichte Stiftungsgründer Michail Gorbatschow Geldof persönlich im Rathaus auf dem römischen Kapitolhügel.
Geldof, der 1951 in Dublin geboren wurde, startete seine musikalische Karriere in den später 70er-Jahren als Frontmann der Boomtown Rats. Im Laufe der Jahre spielte er auch in Filmen mit: In „Number One“ war er Harry „Flash“ Gordon, im Pink-Floyd-Film „The Wall“ verkörperte er den Musiker „Pink“. Und im Spice-Girls-Film „Spiceworld“ gehörte er neben Elton John und Elvis Costello zu den Special Guests. 1985 brachte er erstmals berühmte Musiker gemeinsam auf die Bühne, um Geld für Hilfsprojekte in Afrika zu sammeln. Ein Jahr später erhielt er den Ritterschlag des britischen Königshauses. Seitdem darf er sich Sir Robert Geldof nennen.
Diese Ehrung bewahrt die Windsors aber nicht vor seiner Kritik: Zwar war Sir Geldof zur feierlichen Zeremonie in Rom in Nadelstreifen und mit der ganzen Familie nebst Schwiegermutter und Tochter im Gefolge angereist. Doch der 54-Jährige nutzte das Treffen der Friedensnobelpreisträger vor allem dazu, um mit den „Giganten der Zeit“ das weitere Vorgehen im Kampf gegen die Armut zu diskutieren. Leidenschaftlich ermahnte er in seiner Rede die Mächtigen der Welt zur Hilfe beim Kampf gegen die Armut Afrikas. Mit beeindruckenden Zahlen wetterte er gegen die Geldverschwendung des britischen Königshauses. Und die Gastgeber wurden als geizig angeprangert: Italien sei in Sachen Afrikahilfe das „am wenigsten großzügige Land in Europa“. Eine europäische Kuh erhalte täglich mehr Subventionen als ein Arbeiter in Afrika an einem Tag verdiene, rechnete Geldof vor.
Das Engagement für Hilfsprojekte nimmt mehr Raum in Geldofs Leben ein als das musikalische. Zuletzt gab er im August das „Live8 Book“ heraus, das für fünf englische Pfund über den Tresen geht, die komplett Live8 zugute kommen sollen. Und der „Man for Peace Award“ ist nicht die einzige Ehrung in diesem Jahr: Dienstag war er schon in Lissabon, um den Nord-Süd-Preis des Europarats für seinen Einsatz gegen den Hunger in der Welt entgegenzunehmen – gemeinsam mit der äthiopischen Frauenrechtlerin Bogaletch Gebre. CHRISTINE APEL