portrait : Der neue Prinz von Baden-Württemberg
Wenn Günther Oettinger, der Ministerpräsident von Baden-Württemberg lächelt, ist das ein ordentliches Perlweiß-Lächeln: Mundwinkel schön hoch, die obere Zahnreihe strahlt fast bis zu den Backen. Stefan Mappus schafft das einfach nicht. Er öffnet den Mund bloß einen Spalt, und dass er sich freut, zeigen nur die Krähenfüßchen um die Augen. „Er ist ein Terrier“, hat ein Delegierter auf dem Parteitag der Südwest-CDU am Wochenende gesagt. „Und Terrier lachen nicht oft. Sie schnappen zu.“
Es könnte trotzdem gut sein, dass eines Tages nicht mehr Günther Oettinger von den Wahlplakaten grinst, sondern Mappus. Denn in Baden-Württembergs CDU, die seit Gründung des Landes die Regierungschefs stellt, entscheidet sich stets kurz nachdem es einen neuen König gibt, wer der Erbprinz ist. Das klingt absurd, aber es hat immer so funktioniert: Lothar Späth wurde Chef der CDU-Fraktion im Landtag, als Hans Filbinger an der Macht war. Erwin Teufel bekam den Job, als Lothar Späth regieren durfte. Oettinger wurde Fraktionschef, als Teufel Ministerpräsident wurde. Und Stefan Mappus führt die Fraktion, seit Oettinger es geschafft hat.
Seit dem Parteitag hat Mappus auch noch den Titel eines stellvertretenden Landesvorsitzenden. Er wollte das unbedingt werden. „So wie das unter Filbinger und Späth mit den damaligen Fraktionsvorsitzenden Späth und Teufel war“, begründete er seine Kandidatur.
Oettinger hatte aber schon zwei Kandidaten für zwei Vize-Posten. So kam der Regierungschef auf die Idee, den Titel dreimal zu vergeben. Der Trick ist ihm auf dem Parteitag fast um die Ohren geflogen. Dagegen hat Mappus nun, was er wollte: früh das Gegengewicht zum Ministerpräsidenten werden.
Mappus, 39 Jahre alt, kommt aus Mühlacker am Fuß des Nordschwarzwaldes. Er ist mit 17 in die CDU eingetreten, hat Wirtschaft und Politik studiert. Danach war er Assistent an der Uni, Siemens-Mitarbeiter und Landtagsabgeordneter. Mit 32 machte ihn Teufel zum Staatssekretär im Umwelt- und Verkehrsministerium. 2004 berief er Mappus zum Minister. Gleich stritt er sich mit Jürgen Trittin um die Sicherheit im AKW Philippsburg II. Aber als in Neckarwestheim radioaktives Wasser in den Neckar floss, leitete er ein Bußgeldverfahren ein – so etwas hatte der EnBW-Konzern noch nie erlebt.
Als Oettinger Ministerpräsident Teufel endlich losgeworden war, verließ Mappus die Regierung. Kabinettsdisziplin? Lieber Fraktionschef! Wie Späth, Teufel und Oettinger.
„Der Stefan Mappus ist mein engster Arbeitspartner“, hat Oettinger auf dem Parteitag gesagt. So eng, wie König und Erbprinz nur zusammenarbeiten können. GEORG LÖWISCH