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Archiv-Artikel

portrait Geschäfts-Redakteur zum Ausputzen

Kommunikativ und jovial komme er daher, sagen Menschen, die Josef Depenbrock aus Hamburg kennen. Nur was der neue Chefredakteur der Berliner Zeitung in seiner Zeit als Redaktionsleiter und Geschäftsführer der Hamburger Morgenpost den lieben langen Tag gemacht habe, sei nicht so klar: Im Redaktionsalltag fiel der Ole-von-Beust-Fan Depenbrock höchstens mal durch einen Leitartikel auf. Den Rest der Arbeit überließ er lieber seinen drei Stellvertretern.

In Berlin dürfte das nicht so einfach gehen: Der im Boulevard erfahrene Depenbrock – vor der Mopo gehörten Bild und der Berliner Kurier zu seinen Karrierestationen – muss nun eine große, anspruchsvolle Regionalzeitung auf Kurs bringen. Und der heißt Gewinnmaximierung, für das Konsortium um den britischen Medienunternehmer David Montgomery, der 2005 den Berliner Verlag und im Januar 2006 auch die Hamburger Morgenpost gekauft hat. Und für sich selbst: Depenbrock hält Anteile am Unternehmen – und ist in Personalunion Mitglied der Geschäftsführung.

Nun soll er die Berliner Zeitung auf Traumrenditen trimmen, ohne Personalabbau wird das nicht gehen. Dabei sei er gar nicht so ein harter Hund, sondern eher konfliktscheu, sagen manche seiner Weggefährten. Dafür verstehe er aber durchaus etwas von Geschäftsführung, – jedenfalls mehr als von der Leitung einer Redaktion.

Die Personalunion von Chefredakteur und Geschäftsführer hat Depenbrock schon mehrfach vorgelebt, beim Anlegermagazin Cash, beim Programmheft TV Today und zuletzt bei der Mopo. Bei TV Today präsidierte er über rigorosen Personalabbau – Depenbrock hatte mit seiner „Bestandsgarantie“ seinerzeit ausdrücklich nur den Titel, aber nicht die Redaktion gemeint –, bevor das Blatt an den Burda-Verlag weitergereicht wurde. Auch bei der Mopo baute Depenbrock Personal ab, brachte das Blatt aber so wieder in die schwarzen Zahlen. Redaktionell setzte er auf beides – Vermischtes und Buntes, spotten ehemalige Mitarbeiter. Allerdings habe er stets abweichende Meinungen respektiert und nie in Artikel oder Kommentare eingegriffen.

Insider rechnen damit, dass sein Engagement als Chefredakteur in Berlin nicht von allzu langer Dauer sein wird: Depenbrock sei wohl eher als Nachfolger für den zuletzt mit wenig Fortune agierenden Berliner Verlagsleiter Peter Skulimma vorgesehen. In Hamburg heißt es, der neue Redaktionsleiter lasse selbst durchblicken, dass er sich in der Chefredation der Berliner Zeitung nur als „Übergang“ sehe, der den „Ausputzer“ geben soll. STEFFEN GRIMBERG

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