portrait : Der sesshafteste König
Viele Landsleute verehren ihn wie einen Gott. „Seit 60 Jahren arbeitet Seine Majestät sehr hart für uns“, sagt Straßenhändler Chai Chen. Thailands konstitutioneller Monarch greift in der Regel nicht in die Politik ein. Doch erst kürzlich sprach er ein Machtwort: Als nach der Wahl Anfang April das Parlament wegen des Oppositionsboykotts nicht zusammentreten konnte, rief Bhumipol Adulyade die höchsten Richter des Landes auf, die politische Krise zu lösen. Eine Einparteienwahl sei undemokratisch. Jene inzwischen annullierten Wahlen führten das buddhistische Land in die Sackgasse. Für sein Bemühen, das politische Chaos zu beenden, verehren die Thais ihren König noch mehr. Und so hat der Verkauf von Devotionalien zum 60. Thronjubiläum Hochkonjunktur – in Gelb, der Farbe der Monarchie.
Geboren wurde Bhumipol Adulyadej am 5. Dezember 1927 in Cambridge im US-Staat Massachusetts, wo sein Vater das Medizinstudium abschloss. Nach dem frühen Tod des Vaters verbrachte Bhumipol seine Jugend abwechselnd in der Schweiz und seiner Heimat. Er war naturwissenschaftlich interessiert, musste aber seine Berufspläne plötzlich ändern, als sein älterer Bruder Ananda unter mysteriösen Umständen starb. So wurde der 18-Jährige am 9. Juni 1946 zum König ernannt. Zunächst studierte Bhumipol in der Schweiz noch Politik und Jura. Gekrönt zum 9. Rama der Chakri-Dynastie wurde er erst im Mai 1950 in Bangkok, kurz nach seiner Hochzeit mit Sirikit Kittiyakara.
Immer wieder setzt sich Bhumipol für Frieden ein. Während der Proteste gegen die Militärregierung im „Schwarzen Mai 1992“ exekutierte die Armee wehrlose Demonstranten. Die blutigen Unruhen endeten erst, als der Rama den Machthaber Suchinda zum Rücktritt aufforderte. Und im anhaltenden Konflikt in drei muslimischen Südprovinzen ist es nicht die Regierung, sondern das Königshaus, das sich für eine gerechte Behandlung der Muslime ausspricht. „Wir lieben den König, weil er sich für die Angehörigen aller Religionen einsetzt“, so der Tenor im Süden.
Der leidenschaftliche Musiker spielte bereits mit Jazz-Legende Benny Goodman. Er wird auch gerühmt, weil er viele Hilfsprojekte aus seiner Privatschatulle bezahlt. So wird nahe dem Bangkoker Chitralada-Palast für die Landbevölkerung geforscht: Versuche mit keimfreier Milch oder mit Grassorten, die Erosionen verhindern sollen. Ende Mai zeichnete UN-Generalsekretär Kofi Annan Bhumipol persönlich aus: Als „Entwicklungskönig der Welt“ höre er den ärmsten und verwundbarsten Menschen zu ermögliche ihnen, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen.NICOLA GLASS