portrait : Kompetent und geradlinig
Das ist eine kleine Sensation: Rainer Baake, langjähriger Staatssekretär im Bundesumweltministerium, wechselt zur Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH). Wie der Vorstand gestern bekannt gab, wird Baake die Geschäfte ab Anfang September leiten. Allerdings nicht allein, sondern in einer Doppelspitze mit dem aktuellen Geschäftsführer Jürgen Resch.
Kollegen des bündnisgrünen Politikers nutzen ihre Erfahrungen bislang, um gut dotierte Jobs in der Wirtschaft anzutreten – notfalls auch beim einstigen Feind. So stellt Rezzo Schlauch, grüner Ex-Staatssekretär unter Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, seine Fähigkeiten heute dem Atomkonzern EnBW zur Verfügung. Simone Probst, grüne Ex-Staatssekretärin bei Umweltminister Jürgen Trittin, soll nach Angaben des Kölner Stadtanzeigers Deutschlands Luftverpester Eon beraten. Gunda Röstel, grüne Ex-Parteichefin und Ex-Spitzenkandidatin in Sachsen, dient heute Gelsenwasser, einem der weltgrößten Trinkwasserhändler.
Nicht so Baake. Ihn schien ein Job in der Wirtschaft nie interessiert zu haben. Lange wurden dem Diplomvolkswirt Chancen auf den Chefsessel des UN-Klimasekretariats vorhergesagt. Wegen der sensiblen Postendiplomatie der Vereinten Nationen sanken diese aber nach der Berufung des Deutschen Achim Steiner als Töpfer-Nachfolger zum Chef des Umweltprogramms Unep. Auch über herausragende Positionen in der internationalen Umweltdiplomatie war spekuliert worden. Baake, ein exzellenter Stratege, hatte sich als der große Strippenzieher an Trittins Seite einen Namen gemacht.
Nun also wechselt er zur Deutschen Umwelthilfe, die sich dank dieser Personalie weiter profilieren wird. Die profitierte bereits deutlich von ihrer jüngsten Personalpolitik. Das „Netzwerk für eine lebenswerte Zukunft“ hatte vor zwei Jahren Gerd Rosenkranz zum „politischen Leiter“ des Hauptstadtbüros berufen, der zuvor als Spiegel-Redakteur für Energiethemen zuständig war. Nach knapp zwei Jahren hat der erfahrene Journalist der Umwelthilfe zur deutlichen Profilierung verholfen.
Das wird mit Rainer Baake ebenso gelingen: Vom Atomausstieg über die Klimapolitik, vom Bundesnaturschutzgesetz bis hin zur Abfallpolitik – der Vater zweier Töchter war auf vielen „umweltpolitischen Großbaustellen“ der verantwortliche Bauherr. Er kennt nicht nur die Materie, sondern auch die allermeisten Akteure auf dem Umweltparkett. Baake, der im August 51 Jahre alt wird, folgt dem bisherigen DUH-Bundesgeschäftsführer Jörg Dürr-Pucher, der nach elf Umwelthilfejahren eine Firma im Bereich der erneuerbaren Energien gründen will. NICK REIMER