portrait : Barbieklubchefin und Parteivorsitzende
Eine überaus passende Vorsitzende für Schwedens allerersten Barbieklub sei da gefunden worden, schrieb die Lokalzeitung über die siebenjährige Mona 1964: „Denn sie sieht doch tatsächlich selbst aus wie eine Barbiepuppe.“ Mittlerweile war öfter über diese Mona in der Presse zu lesen, und nun soll die mittlerweile 49-Jährige den Vorsitz eines anderen Klubs übernehmen: den der schwedischen Sozialdemokraten. Mona Sahlin ist seit gestern die offizielle und einzige Kandidatin eines Wahlausschusses, der seit September nach einer Nachfolgerin für Göran Persson gesucht hatte. Der Verlierer der Parlamentswahlen hatte noch in der Wahlnacht seinen Amtsverzicht erklärt. Und wenn sich die Mehrheit des Parteivolks recht schnell über ein Kriterium der neuen Person an der Spitze einig wurde, dann, dass diese eine Frau sein sollte.
Wie die „Sehnsucht nach der Gestalt einer Lichtergöttin Lucia“ kam der Göteborgs-Posten die Hoffnung der seit acht Jahrzehnten nicht so vernichtend geschlagenen und bislang ja auf die politische Macht in Schweden abonnierten Partei vor, mit einer weiblichen Vorsitzenden werde nun ganz schnell alles wieder gut werden. Die jetzt auf den Schild gehobene Sahlin war bei dieser Frauensuche allerdings nur dritte Wahl. Und rutschte deshalb nach vorne, weil die beiden eigentlichen Favoritinnen – eine davon Margot Wallström, Schwedens Vize-Vorsitzende der EU-Kommission – dankend Nein gesagt hatten.
Nun steht die Mutter von drei Kindern, die ein großer Fan von Bruce Springsteen ist, eigentlich präzis wieder da, wo sie schon einmal vor fast 12 Jahren stand. Damals hatte sie ihre Bereitschaft erklärt, Nachfolgerin für Ingvar Carlsson im Amt des Parteivorsitzes zu werden. Sie war die einzige Kandidatin und galt als politische Hoffnung der Sozialdemokraten. Sie stürzte allerdings knapp vor der Ziellinie, als herauskam, dass sie einige Parkknöllchen zu bezahlen vergaß und auch sonst etwas schlampig in Geldgeschäften war. Vor allem schrieben die Medien eine Packung Toblerone zum Skandal hoch. Die Gleichstellungsministerin hatte sie an einem Kiosk versehentlich mit der Regierungskreditkarte bezahlt.
Doch diese „Affäre“ hatte wohl im Innersten damit zu tun, dass die etwas rabiate und offenherzige Sahlin konservativen Kreisen in der Partei, vor allem aber den machtvollen Gewerkschaften ein Dorn im Auge war. Letztere wollten nicht vergessen, dass sie als Arbeitsmarktministerin Anfang der 90er in der schweren Währungsspekulationskrise neben einem Preis- und Lohnstopp auch ein zeitweiliges Streikverbot verhängen wollte. Fraglich, ob sie es mittlerweile vergessen haben. REINHARD WOLFF