portrait : Reptilienforscher in der Falle
Ab morgen soll dem Umweltschützer Andrej Zatoka in Turkmenien der Prozess gemacht werden. Das 50-jährige Vorstandsmitglied der Sozial-Ökologischen Union war am 17. Dezember in Daschogus verhaftet worden, als er zu einem Treffen mit Umweltschützern nach Moskau reisen wollte.
Bei einer Hausdurchsuchung hatte der turkmenische Geheimdienst drei Schlangen, Schlangengift, eine Pistole mit Munition und den Computer des Biologen beschlagnahmt. Nun wird ihm Besitz von Waffen und Giftstoffen vorgeworfen. Doch der Reptilienforscher darf von Berufs wegen Tiergifte besitzen, und mit einer kleinkalibrigen Waffe erbeutet er für seine Schlangen Nagetiere. Für Menschenrechtsorganisationen sind die Vorwürfe gefälscht. Ihrer Auffassung nach soll hier ein renommierter Umweltschützer mit fabrizierten Vorwürfen mundtot gemacht werden.
Zatoka und seine Frau Ewgenija hatten 1982 ihr Biologiestudium in Russland abgeschlossen. Angezogen von der Artenvielfalt des gemäßigten subtropischen Klimas, zogen sie nach Turkmenien. Dort arbeiteten sie zehn Jahre im Nationalpark Kaplankyrsk. Voller Begeisterung berichten ihre erwachsenen Kinder, Katharina und Iwan, von ihrer Jugend. Mehrfach hatten sie die Eltern auf Expeditionen begleitet, mit ihnen in der Wüste und in Höhlen gezeltet. „Eidechsen, Igel, Boas, Panthergeckos, Sandspinnen und andere Spinnen waren unsere Haustiere“, berichten Katharina und Iwan. Als die Zatokas 1992 aus dem Naturpark entlassen wurden, setzten sie sich gesellschaftlich für die Belange der Natur ein. Sie gründeten den „Umweltclub von Daschogus“ und für Kinder „Die Jungen Geparden“. Diese suchten in ganz Turkmenien den Kontakt zu anderen jungen UmweltschützerInnen. Für Kinder aus allen Teilen Turkmeniens organisierten die Zatokas Ferienlager, wo die ökologische Situation am Aralsee ebenso besprochen wurde wie die Problematik der Müllverbrennung.
Zatoka, russischer und turkmenischer Staatsbürger, wurde nun immer häufiger auf Umweltkongresse eingeladen, so nach Kenia, Bangladesch, Pakistan, in die USA oder die Türkei. Durch diese Aktivitäten zog das Ehepaar Zakota auch das Interesse der turkmenischen Geheimdienste auf sich. 2003 schlossen die Behörden den „Umweltclub von Daschogus“.
Wie sehr der Umweltschützer geschätzt wird, zeigt die lange Liste der Unterstützer: Greenpeace, Memorial-Rjasan, amnesty international, 200 Umwelt- und Menschenrechtsgruppen aller GUS-Republiken, deutsche PolitikerInnen wie Renate Künast und Fritz Kuhn fordern seine Freilassung.BERNHARD CLASEN