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Archiv-Artikel

portrait Der Türeneintreter mit vier Sternen

Dan K. McNeill, einer der wenigen Vier-Sterne-Generäle der U. S. Army, erst seit kurzem Kommandeur der Nato-Truppen in Afghanistan, gibt mit der „Operation Achilles“ seinen Einstand FOTO: AP

Er ist der Mann, auf den 35.500 Nato-Soldaten in Afghanistan hören müssen. General Dan K. McNeill übernahm Anfang Februar das Kommando am Hindukusch, nach dem dort zuvor neun Monate lang die Briten das Sagen hatten. In dieser Zeit hatte die Gewalt im Süden des Landes deutlich zugenommen. McNeill eilte der Ruf voraus, gegen die Taliban und ihre Sympathisanten mit viel härterer Hand vorgehen zu wollen als sein britischer Vorgänger, General David Richards. Der hatte sich dafür eingesetzt, mit der Stadt Musa Qala in der südafghanischen Provinz Helmand einen Friedensdeal abzuschließen. Doch die Abmachung scheiterte in den letzten Tagen von Richards Amtsführung, als rund 200 Taliban die Stadt erstürmten und die Nato mit Luftangriffen antwortete.

Mit McNeill, einem von nur elf Vier-Sterne-Generälen in der U. S. Army, hat auch diese ihre Präsenz erhöht. Heute sind 26.000 US-Soldaten im Land, die höchste Zahl seit Beginn des US-geführten Afghanistan-Einsatzes. Davon gehören 14.000 Soldaten zu den Nato-geführten Isaf-Truppen. Über den anderen Teil, der im Rahmen der Operation „Enduring Freedom“ den Antiterrorkampf führt, hatte Neill von 2002 bis 2003 das Oberkommando.

Bei seiner Amtseinführung sagte McNeill, dass „wir weder einen einzigen Posten noch eine einzige Mission aufgeben werden, bis der Job erledigt ist oder wir ordentlich verabschiedet werden“. Keine 90 Minuten zuvor hatte eine Nato-Rakete einen Talibanführer in Musa Qala getötet. Das galt Beobachtern als Signal, dass mit diesem General, der bereits in fünf Konflikten von Vietnam über Korea bis Afghanistan diente, andere Zeiten anbrechen würden.

McNeill, der als Student 1968 der US-Armee beitrat, hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass er lokale Kooperation und wirtschaftliche Hilfsprogramme ablehnt, die Richards für unumgänglich hielt. Der verteidigte den Friedensdeal in Musa Qala auch nach seiner Amtsabgabe als „klassisches Mittel der Spaltung einer Aufständischenbewegung“ oder Counterinsurgency, wie sie sogar im neuen Feldhandbuch der US-Armee empfohlen werde.

Offizielle einiger europäischer Regierungen hatten hinter vorgehaltener Hand Bedenken geäußert, dass ausgerechnet ein US-General das Nato-Kommando übernehmen solle. Das „Türeneintreter-Image“ der Amis sei nicht besonders hilfreich, so der pakistanische Journalist Achmed Raschid, einer der besten Kenner Afghanistans: „Die Gefahr ist, dass eine übertrieben aggressive Herangehensweise der Nato-Kräfte die Afghanen befremdet – und so bei ihnen die Bereitschaft erst schafft, die Taliban zu unterstützen.“

ADRIENNE WOLTERSDORF