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Archiv-Artikel

polnische bergleute Opfer des Verfalls

Alleinstehende Bergleute, zu 100 Mann in einem abrissreifen Hochhaus untergebracht, und schon sehen die Anwohner den Weltuntergang nahen. Schon kommen Vorurteile hoch, die seit Jahrzehnten widerlegt sind. Kein Bergmann aus dem Ruhrgebiet wird seinen Arbeitsplatz verlieren, weil ausländische Arbeiter beschäftigt werden. Es gibt schlichtweg niemanden hier, der ihren Job machen könnte. Spezialisten für den Stollenvortrieb sind seit dem großen Zechensterben im Ruhrgebiet nicht mehr ausgebildet worden. Die Bergleute bringen auch nicht die Kriminalität in den Stadtteil – die war schon längst vorher dort.

KOMMENTAR VONKLAUS JANSEN

Der Bevölkerungsschwund im Ruhrgebiet hat nämlich nicht nur für sinkende Mietpreise, sondern auch für leer stehende Wohnblocks gesorgt. Nicht nur in der Schwechater Straße in Gladbeck, auch in der der Kielstraße in Dortmund und anderswo gammeln leere Hochhäuser vor sich hin, weil den Verwaltern die Mieteinnahmen zur Sanierung fehlen. Zwischen den Müllbergen und Ratten der Häuserblocks gedeiht das aggressive Klima, das die polnischen Bergleute jetzt zu spüren bekommen. Deshalb ist es richtig, die Hochhäuser abzureißen, wie es auch mit zahlreichen Plattenbauten in Ostdeutschland geschehen ist. Die Kommunen stehen in der Verantwortung – auch wenn ihnen die Häuser nicht mehr gehören. Sie haben die monströsen Blocks hochgezogen, sie müssen dafür sorgen, dass sie verschwinden. Denn sie werden immer sozialen Sprengstoff bergen.